Tipp: Rechtzeitig entscheiden

Darauf freuen sich viele Menschen: Tage, an denen sie mal ohne Zeitdruck in Ruhe arbeiten und aufgestaute Dinge erledigen können.  Tage ohne Termindruck, ohne nervtötende Meetings oder Telefonate.  Kein Stress halt – sich einfach treiben lassen.

Genau diese Tage verlaufen aber oft enttäuschend. Man beginnt vielleicht tatsächlich entspannt. Erstmal ein Kaffee, dann ein paar nette E-Mails lesen und schreiben, ein Schwätzchen am Telefon, dann in Ruhe was einkaufen. Jetzt könnte man mal die Unterlagen vom letzten Projekt wegräumen. Aber ach, da muss man so viel überlegen… Lieber erst noch eine Runde im Internet herumsurfen… Hm, wenn das Projekt abzulegen jetzt zu stressig ist, dann könnte man vielleicht mal Rechnungen sortieren? Oder Buchhaltung machen? Naja, puh…

Am Ende eines solchen Tages sind zehn Sachen angefangen und nichts erledigt, was zwar keine Katastrophe ist. Bloß kann von Entspannung oder gar Genuss auch keine Rede sein. Weder durfte die Seele richtig baumeln, noch brachte man die Kraft zum Arbeiten auf. Solche Tage kann man nur noch abhaken.

Nicht abhaken, sondern denken

Dagegen hilft nur eins: rechtzeitig und richtig entscheiden, was man tun möchte.

  • Zuerst: Will ich überhaupt wirklich arbeiten?
    Vielleicht wäre es ja viel besser, gar nichts zu tun, auszuruhen, Kraft zu tanken, und die Erledigungen in frischerer Verfassung am nächsten Tag anzupacken.
  • Wenn ich tatsächlich arbeiten will: Wie viel denn? Muss es wirklich ein ganzer Tag sein?
  • Was möchte ich auf alle Fälle erledigen?

Diese Entscheidungen bewahren davor, einen kompletten Tag zu vergeuden. Statt sich ergebnisarm am Schreibtisch herumzuquälen, macht man wenigstens eine richtige Pause. Oder man schafft es durch die gezielte Prioriätensetzung, doch noch etwas Sinnvolles zu tun.

Trotzdem treiben lassen

Freilich widersprechen solche Entscheidungen der Grundidee des Sich-treiben-lassens. Das ist insofern schade, als es ja zwischendurch auch mal klappt mit den ruhigen, entspannten Tagen, an denen man gut gelaunt vor sich hinwurschtelt und Entspannung und Erledigung sich genau da einpendeln, wo man sie haben möchte.

Wer darauf hofft, kann auch erstmal abwarten, wie der Tag läuft. Frei nehmen geht auch mittags noch, Prioritäten setzen auch. Nehmen wir als Faustregel die bewährte Zahl 3:

Spätestens, wenn ich die dritte angefangene Aufgabe abbreche, weil sie mir zu anstrengend erscheint, denke ich darüber nach, ob ich heute überhaupt noch arbeiten möchte.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Nützliches,Selbstmanagement | 5 Kommentare

5 Kommentare bisher

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  1. 10. November 2009 um 13:13 Uhr

    Elke sagt,

    Boah,Gudrun, hast du mich heimlich beobachtet? Genau das, was du beschreibst, hab ich in den letzten Tagen an mir selbst festgestellt. Dass die Ruhe, die man in hektischen Zeiten ersehnt, einem eigentlich gar keine Ruhe bringt, sondern ein merkwürdiges Unbehagen und Rumgezappel. Sich ergebnisarm am Schreibtisch rumquälen – gut formuliert!

    Ich weiß nicht, obs anderen auch so geht, aber bei mir kommt auch immer noch das Gefühl hinzu: Ich darf mich ja gar nicht allzuweit und allzulange vom PC entfernen, denn ich könnte ja was verpassen: die nächste Anfrage, einen dringenden Auftrag, die Nachricht des Tages und was weiß ich noch nicht alles …

    Ich hab mir jetzt vorgenommen, für diese Tage wirklich auch eine To-do-Liste zu schreiben, einschließlich aller Dinge, die nichts mit dem Job zu tun haben, aber trotzdem erledigt werden müssen. Wenn ich die Liste dann Punkt für Punkt abhaken kann, müsste sich abends doch auch das Gefühl tiefer Befriedigung einstellen statt dieses undifferenzierten Unbehagens.

  2. 10. November 2009 um 14:37 Uhr

    Gitte Härter sagt,

    Hallo Frau Sonnenberg,

    genau so ist es! – Ich habe Ihren Beitrag darum gleich bei uns nochmal verlinkt.

    Viele Grüße
    Gitte Härter

  3. 10. November 2009 um 15:45 Uhr

    Gudrun Sonnenberg sagt,

    Danke, die Zustimmung ehrt und freut mich!

  4. 10. November 2009 um 15:50 Uhr

    Tanja Drecke sagt,

    Hallo Frau Sonnenberg,

    da hat man die Möglichkeit, sich die Zeit frei einzuteilen und dann kann man mit der Freiheit gar nichts anfangen. Oft sitzte ich schon hoch motiviert um 07.00 Uhr am Rechner, um dann bis mittags alle möglichen tollen Sachen zu erledigen, aber dann…

    Dabei ist schon so viel geschafft, warum es also am Nachmittag nicht ruhiger angehen lassen. Wo kommt bloß dieses schlechte Gewissen her?

    Danke für die Gewissheit, dass ich nicht allein bin mit dieser Herausforderung :-).

    Beste Grüße
    Tanja Drecke

  5. 10. November 2009 um 16:45 Uhr

    Martina Schäfer sagt,

    Hallo Gudrun,

    da sprichst du mir aber so was von aus dem Herzen. Mir kommen solche Tage auch bekannt vor. Umso toller ist es doch, zu erfahren, dass man damit nicht alleine ist. Das erleichtert das schlechte Gewissen schon ganz gewaltig.
    Herzliche Grüße
    Martina

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