Ruhiger Sonntag…?
Haben auch Freiberufler das „Recht auf einen ruhigen Sonntag“, wie es die Kollegin Elke Hesse in ihrem Blog auf wort-gestalten.de fordert?
Wo wir uns doch auch einen ruhigen Mittwoch oder Montag oder Donnerstag nehmen könnten?
Manche Auftraggeber scheint der Hinweis auf das Wochenende tatsächlich zu verwirren. Das ist wirklich nicht so nett. Aber mal ganz ehrlich, liebe Kollegen Freiberufler: Machen wir uns nicht oft genug den Stress selbst? Sind es wirklich immer die Auftraggeber, die uns nötigen, das Wochenende am Schreibtisch zu verbringen?
Ich hätte noch ein paar hausgemachte Alternativen:
– Ich hatte einen freien Montag.
– Ich finde mein aktuelles Projekt total spannend und habe deshalb Lust zum Arbeiten – mir doch egal, ob Sonntag ist (und ob ich ein Streber bin).
– Deadline-Druck wegen monströser Aufschieberitis.
– Ich finde keine nette Gesellschaft an diesem Sonntag. Alle meine Freiberufler-Freunde arbeiten.
– Meine Heizung ist kaputt, im Büro ist es dagegen schön warm.
– Ich hatte einen freien Donnerstag.
– Ich will unbedingt reich werden und arbeite, so viel ich kann.
– Arbeit lohnt sich ja jetzt wieder (harr harr).
– Eigentlich hatte ich Freitag alles fertig gemacht, aber ich schau lieber nochmal drauf, ob nicht vielleicht doch irgendwo noch ein handgemaltes Komma zu optimieren wäre.
– Wenn ich jetzt nicht arbeite, habe ich keine Ausrede mehr, um mich vor dem Sport zu drücken.
– Wenn ich jetzt nicht arbeite, muss ich am Familienleben teilnehmen…
4. Dezember 2009 um 18:04 Uhr
Elke sagt,
Hallo Gudrun,
aber genau das schreibe ich ja. Ich hab ja zugegeben, dass ich ziemlich viel am Wochenende arbeite, wobei mich deine Liste sehr amüsiert, denn so detailliert hatte ich mir die Argumente bisher noch nie vor Augen geführt :-).
Mir ging es um etwas anderes, nämlich um diese Unkultur, die ich beobachte, bei Freelancern davon auszugehen, dass die rund um die Uhr zur Verfügung stehen müssen. Aber ich denke, das hast du eh verstanden … oder?
4. Dezember 2009 um 21:38 Uhr
Gudrun Sonnenberg sagt,
Ja, das hab ich verstanden – das ist wirklich eine Unkultur. Die mich allerdings zur Selbstreflektion inspirierte 😉
17. März 2010 um 16:53 Uhr
Ulla sagt,
Als ich mal eine Weile von zu Hause aus gearbeitet habe, habe ich nach einer Zeit versucht, meinen Arbeitstag trotzdem ebenso regelmäßig zu gestalten wie im Büro. Als ich es nicht so durchgezogen habe, ist mir alles über den Kopf gewachsen, weil ich einfach immerzu dachte “Du könntest jetzt arbeiten und was schaffen.”, wenn ich etwas anderes unternehmen wollte. Natürlich habe ich auch mal Abendschichten oder Wochenendschichten gemacht, wenn es das Projekt verlangt hat, aber nach Möglichkeit habe ich das vermieden und eben nach 8-9 Stunden aufgehört. Vorher hat mein Sozialleben wirklich darunter gelitten, von meiner Stimmung ganz zu schweigen.
Schön ist aber deine Auflistung mit den Argumenten, sie hat mich sehr zum Lachen gebracht. Denn zum Beispiel das “Wenn ich jetzt nicht arbeite, habe ich keine Ausrede mehr, um mich vor dem Sport zu drücken. / muss ich am Familienleben teilnehmen.” kennt wohl jeder und liebt es in einem solchen Moment, sich in seine Arbeit flüchten zu können.