Morgenstund: uncool, aber produktiv

Wenn viel zu tun ist, klar, dann schiebt man Nachtschichten. Gestern wieder bis 3.30 Uhr am Schreibtisch gehangen, yeah! Das ist so cool. Der Spießer staunt, und das Bohème-Herz lacht. Allerdings nur, bis es sich anderntags den Schlaf aus den Augen gerieben und sich das Geschreibsel aus der Nacht zu Gemüte geführt hat: Au weia, was für ein Schrott.

Irgendwie funktioniert das mit den Nachtschichten nicht mehr so gut wie früher. Schon bei kleineren Übermüdungserscheinungen will das Gehirn nur noch arbeiten, wenn es nah genug an der letzten Portion Schlaf dran ist. Anders ausgedrückt: Morgens geht das Denken leichter und die Arbeit besser, irgendwann am Nachmittag ist Schicht mit Geistesblitzen, und den Spießer-Feierabend dem Schreibtisch zu opfern, lohnt sich überhaupt nicht, sondern ist pure Lebenszeitverschwendung.

Woran mag das bloß liegen? Mir fallen zwei Erklärung ein. Entweder hat es was mit dem Älterwerden zu tun. Oder es ist einfach die Fähigkeit zur Selbstkritik gewachsen: Vielleicht hab ich früher bloß nicht gemerkt, was für einen Müll ich nachts verzapft habe?

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 1 Kommentar

Am frühen Nachmittag geduscht

Ja, so ist es, das Freiberufler-Leben: Morgens wird erstmal weitergeschlafen, dann treibt man sich im Internet herum, am frühen Nachmittag endlich duscht man sich, und dann gilt es nur noch, eine abgearbeitete Miene aufzusetzen, wenn die Mitmenschen aus dem Büro nach Hause getaumelt kommen.

Sehr herrlich beschreibt die Übersetzerin Isabel Bogdan diese Art von Freiberufler-Tag in der Kolumne “Lotterleben” im Titel-Magazin. Zum Glück verzichtet sie aber darauf, es zu verherrlichen. Dieser Satz hat mir am besten gefallen: “Und man selbst nervt sich auch, also ich mich jedenfalls, wenn ich erst nicht zu Potte komme und dann wieder die Nächte kurz werden und ich Einladungen absagen muss.”

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Neue Ich-Kollegen

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat ihren jährlichen Gründungsmonitor veröffentlicht und meldet, dass es 2009 wieder mehr Unternehmensgründungen gab. Und zwar machten sich 872.000 Personen haupt- oder nebenberuflich selbstständig. Das waren zehn Prozent mehr als 2008.

Mehr als die Hälfte dieser Gründer begrüßen wir als Ich-Kollegen: 58,9 Prozent der neuen Selbstständigen sind Solo-Gründer ohne Mitarbeiter, haben sich also als Einzelpersonen selbstständig gemacht.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken,Kollegen | 3 Kommentare

Kalte Füße

Ich habe kalte Füße. Das ist normalerweise nicht so schön. An einem Tag wie heute aber finde ich mich selbst beneidenswert, denn es hat hier (in der Hauptstadt) schon am Vormittag 30 Grad, es ist unglaublich schwül, und nein: Ich habe keine Schüssel mit kaltem Wasser unter dem Schreibtisch stehen. Obwohl ich könnte, im Homeoffice sieht’s ja keiner, und Schüsseln hab ich hier natürlich auch.

Aber meine Füße sind von selber kalt, weil nämlich meine Wohnung und damit mein Arbeitsplatz kühl ist. Ist das nicht toll? Außerdem kann ich hier anziehen bzw. ausziehen, was ich will – kein Dresscode zwingt mich in teure Tücher, die ich dann doch bloß verschwitzen und zerknittern würde.

Prima Klima also im Homeoffice. Lediglich das Gefühl von Einzigartigkeit irritiert etwas. Draußen auf der Straße nämlich schleppen sich die Leute mit offensichtlich viel zu warmen Füßen vorbei, und im virtuellen Netzwerk singt ein vielstimmer Chor das Lied der Hitzegeschädigten. Naja, ich könnte es hier drin auch wärmer haben. Müsste bloß das Fenster öffnen. Aber damit warte ich lieber bis morgen.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag