“Arbeite nur”
„Arbeite nur. Ich beschäftige mich schon“ – ach, ist das schön, so einen verständnisvollen Partner zu haben. Da freut sich die Homeworkerin, packt den Laptop aus, fährt ihn hoch und – arbeitet.
Tatsächlich, sie arbeitet! Es bleibt ihr allerdings auch nichts anderes übrig, nachdem sie beim Frühstück die Drama Queen gegeben hat: Sie habe ja so entsetzlich viel zu tun, wenn sie jetzt nicht endlich was schaffe, könne sie vor Sorge nicht mehr schlafen, Zweisamkeit hin, Zweisamkeit her. Nun muss sie in die Tasten hauen, sonst ist die Glaubwürdigkeit dahin. Nix E-Mails lesen, nix herumsurfen, sie steht nicht zehnmal auf, um einen Krümel vom Esstisch zu sammeln, sie räumt kein Geschirr in die Küche, und die Wäsche ignoriert sie auch. Statt dessen: Arbeit.
Nach zwei Stunden ist schon der erste Text fertig! Das dauert sonst locker den ganzen Vormittag! Und nun entpuppt sich die Last als Bagatelle. Der Partner, als Quelle der Ablenkung verdächtigt (‚hoffentlich kann ich überhaupt arbeiten, wenn du da bist’), stellt sich als personifizierte Disziplinierungsmaßnahme heraus. Seine Rücksicht verpflichtet! Keinesfalls kann die Homeworkerin erst dermaßen herumjammern wegen der Arbeit und dann Wäsche aufhängen oder Tische abwischen.
Außerdem kann sie keinesfalls zugeben, dass sie jetzt schon fertig ist. Nicht nach dem Auftritt vorhin. Hektisch klickt sie in den „Aktuelles“-Ordner und knöpft sich gleich das nächste Projekt vor. Der Vormittag wird sich doch wohl irgendwie ausfüllen lassen?! Sie ackert weiter. Am Ende hat sie richtig viel geschafft. Und ist entsprechend erledigt. „Pause!“, stöhnt sie, und der Partner, mmh, er ist schon wieder so verständnisvoll: „Du Arme, du hattest wirklich viel zu tun. Ruh dich aus, ich koch dir was.“
8. Juli 2010 um 13:43 Uhr
Angela Gaida sagt,
Oh ja, das kann ich wirklich gut nachvollziehen. Musste gerade sehr schmunzeln.
Ich lasse meinen Mann viele Texte Korrektur lesen, dadurch bekommt er sehr gut mit, wann ich etwas fertig habe. Auch das diszipliniert