Kleine Abbitte an Chefs

Gerne gratuliere ich als Alleinschaffende mir dazu, dass ich selbstständig und meine eigene Chefin bin. Vor allem auf diese Kontrollfreaks unter den Vorgesetzten kann ich verzichten, die, die immer alles nochmal sehen wollen, was ihre Mitarbeiter gemacht haben. Das Leben ist einfach schöner ohne sie!

Leider ist es manchmal auch schwieriger. Zum Beispiel neulich. Da hatte ich mir keine ordentlichen Gesprächsnotizen gemacht, als ich mit einem Auftraggeber ein Projekt absprach. Bei manchen Aufträgen gibt es ja viele Details abzusprechen. Was wann zu tun ist, von wem und wie und so weiter. Und wie viel Geld man dafür bekommt. Hm, dachte ich ein paar Wochen später, als es an die Rechnungslegung ging, wie viel war das noch? Vage waberten zwei Summen durch meinen Kopf, aber auf welche hatten wir uns dann geeinigt? Das musste doch irgendwo stehen… Meine Gesprächsnotizen waren durchaus umfangreich, doch auch das hektischste Blättern und Wühlen förderte nichts Hilfreiches zutage.

Keine Notiz zum Honorar! Ist das möglich? Ja, leider, wenn man nämlich die Notizen nach der Maßgabe schreibt: Ich notier mir, was unwichtig ist, das wichtige merk ich mir auch so. Diese Methode ist prima, wenn die Infos so schnell prasseln, dass man es nicht schafft, alles mitzuschreiben. Logisch, dass die Sachen, die sowieso im Bewusstsein präsent sind, dann nicht extra notiert werden müssen. Logisch ist leider auch, dass nach Wochen und Monaten auch wichtige Informationen aus dem Gedächtnis herausrutschen können. Dann ist es sehr blöd, wenn man sie nicht nach dem Gespräch noch zu den Notizen hinzugefügt hat. Und wenn man keinen Chef hat, der rechtzeitig nach sowas fragt. Ungern gebe ich es zu, aber in so einem Moment könnte man ihn tatsächlich mal gebrauchen, den Kontrollfreak.

So blieb nur noch, den Auftraggeber anzurufen und zu klären, welches Honorar vereinbart war. Ein saurer Apfel, aber das kleinste Übel und die beste Lösung. Oder?

„Das Honorar, hm“, sagte der Auftraggeber, „das weiß ich auch nicht, dazu hatte ich mir dummerweise nichts notiert.“

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 5 Kommentare

5 Kommentare bisher

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  1. 7. Dezember 2010 um 09:36 Uhr

    Gitte Härter sagt,

    Ein schöner Artikel, Frau Sonnenberg. – und so wichtig das mit den Notizen! Beim “Das merk ich mir!” musste ich auch gleich schmunzeln. Mit der Häufigkeit des “Ich kann es nicht fassen, ich hab DAS vergessen” steigt der Drang, immer Stift und Zettel am Mann zu haben und mit Besessenheit (der: Gewissenhaftigkeit) gerade das Wichtige zu notieren. 😉

  2. 7. Dezember 2010 um 18:21 Uhr

    Dorothee Köhler sagt,

    Ich gratuliere zum netten Auftraggeber, der nicht gleich die niedrigere Summe gewählt und so getan hat, als hättet Ihr diese vereinbart. :-)

  3. 7. Dezember 2010 um 18:51 Uhr

    Gudrun Sonnenberg sagt,

    Hm, Dorothee, das ist eine erfreulich positiv denkende Schlussfolgerung von Dir 😉

  4. 14. Dezember 2010 um 09:26 Uhr

    Immer kurz vor Schluss auf Kollege Ich sagt,

    […] ergänzen (das kommt uns doch irgendwie bekannt […]

  5. 10. Januar 2011 um 10:35 Uhr

    Angela Braun sagt,

    Hallo Frau Sonnenberg,

    ich gratuliere zu Ihrem Mut, den Auftraggeber anzurufen und uns auch noch davon zu berichten, dass wir nicht denselben Fehler machen.

    Ich selbst kann auch noch trainieren, im direkten Klientengespräch alles zu notieren. Es ist mir zur Gewohnheit geworden, mich gleich nach der Sitzung hinzusetzen und meine Notizen zu ergänzen, solange die Erinnerung noch frisch ist.

    Weiterhin nutze ich ein Diktiergerät für meine Geistesblitze “Oh je, das musst du dir aufschreiben!” und bin nachsichtig mit mir, wenn ich mitunter aus dem Schlaf aufschrecke, weil ich beinahe etwas vergessen hätte. Sicher – das hätte ich vorher notieren können, doch besser es fällt mir jetzt noch ein, als wenn es zu spät ist! 😛

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