Wer ist eigentlich “wir”?

Von virtuellen Teams ist seit Jahren zu hören und zu lesen. Aber manche Teams scheinen virtueller zu sein als andere. Immer wieder stoße ich, wenn ich nach dem Team hinter dem Wörtchen „wir“ suche, auf nichts. Huch, das klingt böse nach Nullnummer! Ist aber gar nicht so gemeint, sondern ganz wörtlich: Auf manchen Webseiten steht zwar „wir“, aber zu finden ist nur der Name einer einzigen Person. Der Schluss liegt nahe, dass es sich trotz des „wir“ um ein Ein-Personen-Unternehmen handelt. Oftmals präsentieren sich so Unternehmer, die nicht unter ihrem eigenen Namen unterwegs sind, sondern sich einen Firmennamen gegeben haben.

Was bringt diese Strategie? Auftraggeber, die sich genauer dafür interessieren, mit welchem Team sie es zu tun haben, könnte es doch verprellen, wenn das Team hinter dem „wir“ nicht sichtbar wird? Es mag nach Aufblasen riechen, im schlimmsten Fall sogar etwas unseriös wirken.

Es gibt allerdings auch Kunden, die keine persönliche Dienstleistung suchen und lieber eine „richtige“ Firma beauftragen als eine Einzelperson. Da kommt der Firmenname und das „wir“ vermutlich besser. Was aber wird so ein Kunde denken, wenn er merkt, dass hinter dem „wir“ nur eine einzelne Kraft steht? Leidet sein Vertrauen? Möglich. Möglich aber auch, dass das „wir“ gerade diesem Kunden beweist: Da kennt einer die Spielregeln, die zumindest auf einem Teil des Marktes gelten, und weiß um den Wunsch nach der „richtigen“ Firma. In diesem Fall würde die kleine Unschärfe das Vertrauen sogar stärken, oder? Und dann hätte die Einzelperson einen tollen Umsatz und könnte sich vielleicht irgendwann tatsächlich vergrößern, und das „wir“ bekäme dann ein richtiges Team… ein bißchen träumen muss erlaubt sein.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken,Geschäft

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