Ist Homeoffice peinlich?
Bei Unternehmenskick fragt Gitte Härter in einem Selbstcheck-Katalog unter anderem: “Schämen Sie sich für Ihr Home-Office?”
Diese Frage habe ich im ersten Moment überhaupt nicht verstanden. Was könnte peinlich sein an einem Homeoffice? Im Gegenteil reagieren doch viele Menschen mit einer gewissen Bewunderung, denn sie wissen, dass es eine Herausforderung für Disziplin und Selbstorganisation sein kann, zuhause zu arbeiten. Vielleicht ist auch die Frage, wie man es mitteilt, dass man zuhause arbeitet. Wer drucksend damit herausrückt, erweckt eher Mitleid, klar. Aber wieso sollte man drucksen?
Inzwischen ist es doch sogar ein Zeichen einer gelingenden Karriere zu wählen, wo man arbeitet. Menschen, denen der Arbeitgeber oder Auftraggeber nicht diktiert, wann sie im Büro sein sollen, haben etwas geschafft. Die Freiheit, die man ihnen lässt, zeigt, wie ihre Arbeit geschätzt wird.
Ich kenne überdies keinen Fall, wo ein Homeoffice eine Notlösung wäre, oder, anders formuliert: Wer davon genug hat, findet über kurz oder lang immer eine praktikable Bürolösung, auch wenn die Kosten schlank bleiben sollen.
Dass die Frage nach dem Schämen aber doch eine Berechtigung hat, wurde mir klar, als ich an Besucher dachte. Geschäftspartner oder Kunden zu empfangen ist zuhause natürlich etwas anderes als in einem Bürohaus. Da kann, wenn das Homeoffice sehr persönlich und privat ist, natürlich ein gewisser Vorbehalt entstehen.
Andererseits habe ich auch schon sehr lausige Büros und Geschäftshäuser gesehen, solche, die man betritt und wo man denkt: Die armen Menschen, die jeden Tag in diesem Gebäude arbeiten müssen – welch Glück, zuhause bleiben zu dürfen.