Schluss mit schöner neuer Freiheit

Dass Angestellte in den Räumen des Unternehmens zu arbeiten haben, ist so normal, dass niemand darüber berichtet. Anders liegt der Fall bei Yahoo. Darüber wurde geschrieben, weil die Mitarbeiter jahrelang die Freiheit genossen, zu arbeiten wo sie wollten. Nun ist Schluss mit diesem beneidenswerten Zustand, steht auf Süddeutsche.de: Das Homeoffice ist ab Juni abgeschafft. Ausgerechnet bei einem der Pioniere der schönen, neuen, virtuellen Arbeitswelt.

Als Grund ist zu lesen, dass man bei zu vielen Mitarbeitern aus den Augen verlor, was sie eigentlich tun… Ob allerdings daran die Anwesenheit im Unternehmen etwas ändert? Man darf gespannt sein.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Arbeiten,Kollegen | 1 Kommentar

Selten so geliebt wie jetzt: Homeoffice

Was haben sich unsere Ahnen nur dabei gedacht, hier zu siedeln? frage ich mich seit Tagen, wenn ich einen Blick nach draußen wage, und anschließend denke ich mit wärmster Zuneigung an jenes unbekannte Genie, welches das Homeoffice erfunden hat.

Ich weiß zwar, man soll sich nicht einigeln, sonst droht der Winterblues. Diesen Rat habe ich selbst schon verbreitet. Aber die Wahrheit ist: Zurzeit wär ich froh, wenn ich wenigstens das Blues-Stadium erreichen würde. Dann wäre ich auf jeden Fall fröhlicher und dynamischer als jetzt, wo ich zu oft aus dem Fenster geschaut habe in ein Szenario, das eine kluge Freundin von mir „Selbstmordwetter“ nennt.

Gestern musste ich, allen Befindlichkeiten zum Trotz, vor die Tür. Mir schwante schon nichts Gutes, als ich die Moderatorin im Radio etwas von „weiße Pracht“ faseln hörte. „Weiße Pracht“ steht in meiner Metropole für „grauer Schlamm“, dieser Tage „nasser grauer Schlamm“. In solchem ruinierte ich meine Stiefel und versuchte mir die Sache  dahingehend schönzudenken, dass man doch immerhin auf Mitmenschen trifft, wenn man draußen ist!

Aber ehrlich: Die Mitmenschen waren keine Lichtblicke. Sowas von gar nicht. Mir schlurften elende Gestalten entgegen, denen Wind und Schneeregen in Gesichter blies, die noch grauer waren als das Grau, das sie umgab. Ihre Mundwinkel hingen so weit herab, dass sie aufpassen mussten, nicht draufzutreten. Ihre Nasen tropften. Oder waren es Tränen? Menschen, denen ich näher kam, röchelten und schnieften und erinnerten mich an die Nachrichten von gestern abend, denen zufolge die Influenza-Grippe dieses Jahr besonders heftig wütet.

Selten liebe ich mein Homeoffice mehr als in solchen Zeiten. Ab jetzt geh ich nur noch raus, um Schokolade zu kaufen.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar

Solo-Selbstständige zu hoffnungsvoll?

Es gibt immer mehr Solo-Selbstständige – also Unternehmer, die allein tätig sind, ohne Mitarbeiter. Das meldet heute das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW), das die Entwicklung der Jahre 2000 bis 2011 analysiert hat. Demnach sind inzwischen 2,6 Millionen Menschen in Deutschland Solo-Selbständige – ihr Anteil an allen Selbstständigen liegt bei 57 Prozent.

Als Grund für den Schritt in die Selbstständigkeit haben viele Befragte angegeben, dass sie ihr eigener Chef sein und eigene Ideen umsetzen wollten. Ob das gelingt, sagt das DIW nicht. Wenn man aber die Märkte der für Solo-Selbstständige typischen Berufe betrachtet, sind Zweifel erlaubt. Der Studie zufolge sind vielen von ihnen künstlerisch-kreativ tätig. In diesen Bereichen ist es nicht leicht, erträglich zahlende Auftraggeber zu finden – die jedoch braucht, wer eigene Ideen umsetzen möchte. Mit den Schwierigkeiten auf den Märkten für künstlerisch-kreative und ähnliche Berufe dürfte auch zu tun haben, dass viele Menschen sich selbstständig machten, weil sie keinen festen Job finden konnten.

Der am zweithäufigsten mit der Selbstständigkeit verbundene Wunsch hieß übrigens “mehr Geld verdienen”. Sollen wir darüber lachen, weil Optimismus schließlich was schönes ist? Oder sollten wir weinen, weil die Chancen auf Reichtum für Solo-Selbstständige doch eher grottig sind? Bei letzterem haben wir noch eine Pest-oder-Cholera-Wahl: Entweder sind die Selbstständigen in spe schlechte Rechercheure gewesen. Oder die anderen Jobs waren so unterirdisch schlecht bezahlt, dass das Selbstständigendasein trotz seiner Kargheit vorzuziehen war… wie gruselig!

Hören wir lieber auf zu denken und hoffen wir, dass es als Happy End zu betrachten ist, dass knapp die Hälfte der Solo-Selbstständigen in den ersten fünf Jahren ihre Selbstständigkeit wieder aufgaben und in eine Festanstellung wechselten.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken,Geschäft,Kollegen