Solo-Selbstständige zu hoffnungsvoll?

Es gibt immer mehr Solo-Selbstständige – also Unternehmer, die allein tätig sind, ohne Mitarbeiter. Das meldet heute das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW), das die Entwicklung der Jahre 2000 bis 2011 analysiert hat. Demnach sind inzwischen 2,6 Millionen Menschen in Deutschland Solo-Selbständige – ihr Anteil an allen Selbstständigen liegt bei 57 Prozent.

Als Grund für den Schritt in die Selbstständigkeit haben viele Befragte angegeben, dass sie ihr eigener Chef sein und eigene Ideen umsetzen wollten. Ob das gelingt, sagt das DIW nicht. Wenn man aber die Märkte der für Solo-Selbstständige typischen Berufe betrachtet, sind Zweifel erlaubt. Der Studie zufolge sind vielen von ihnen künstlerisch-kreativ tätig. In diesen Bereichen ist es nicht leicht, erträglich zahlende Auftraggeber zu finden – die jedoch braucht, wer eigene Ideen umsetzen möchte. Mit den Schwierigkeiten auf den Märkten für künstlerisch-kreative und ähnliche Berufe dürfte auch zu tun haben, dass viele Menschen sich selbstständig machten, weil sie keinen festen Job finden konnten.

Der am zweithäufigsten mit der Selbstständigkeit verbundene Wunsch hieß übrigens “mehr Geld verdienen”. Sollen wir darüber lachen, weil Optimismus schließlich was schönes ist? Oder sollten wir weinen, weil die Chancen auf Reichtum für Solo-Selbstständige doch eher grottig sind? Bei letzterem haben wir noch eine Pest-oder-Cholera-Wahl: Entweder sind die Selbstständigen in spe schlechte Rechercheure gewesen. Oder die anderen Jobs waren so unterirdisch schlecht bezahlt, dass das Selbstständigendasein trotz seiner Kargheit vorzuziehen war… wie gruselig!

Hören wir lieber auf zu denken und hoffen wir, dass es als Happy End zu betrachten ist, dass knapp die Hälfte der Solo-Selbstständigen in den ersten fünf Jahren ihre Selbstständigkeit wieder aufgaben und in eine Festanstellung wechselten.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken,Geschäft,Kollegen

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