Lob und Tadel

Bisher dachte ich immer, wenn Eltern bei Lehrern anrufen um sich zu beschweren, gehen sie den Pädagogen auf die Nerven. Aber das ist falsch, habe ich heute erfahren. Im Gegenteil sei Rückmeldung höchst willkommen!

“Wir sind ja völlig allein mit den Schülern”, sagte der Lehrer, mit dem ich mich unterhielt. Tatsächlich ist ja das Feedback von Schüler  weder differenziert noch zuverlässig, wie wir aus unserer eigenen Schulzeit wissen. Am ehesten bekommt man von ihnen Rückmeldung, wenn sie genervt sind. Positive Bestätigung dagegen muss man vermutlich aus der Abwesenheit von Kritik schlussfolgern? Jedenfalls fand dieser Pädagoge es ausgesprochen hilfreich, auch mal was von den Eltern zu hören.

Den Wunsch nach Feedback können wahrscheinlich noch viel mehr Alleinarbeitende unterschreiben. Leider gibt es Rückmeldung oft nur nur als Kritik. Nach dem Motto, wenn man nichts hört, war alles in Ordnung – was immerhin besser ist, als wenn man gar nichts wieder von dem Auftraggeber hört und daraus erraten muss, dass nichts in Ordnung war…

Seit ich mir bewusst gemacht habe, wie hilfreich Rückmeldungen für mich sind (ab und zu kommen ja doch welche), bemühe ich mich umgekehrt selbst, anderen Leuten welche zu geben. Da es mir aber zu lange dauert, bis ich durch dieses vorbildliche Verhalten die Welt verbessert habe, frage ich manchmal einfach selber nach. Beim Gespräch über den nächsten Auftrag zum Beispiel, oder ich rufe einfach kurz an. Bisher habe ich damit nur gute Erfahrungen gemacht. Niemand war genervt, sondern es kam entweder das Lob, auf das ich hoffte, oder gute Hinweise, was ich anders machen könnte. Ich kann nur empfehlen, das Gespräch zu suchen!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Arbeiten

Feierabend: alt, aber gut

Arbeiten zu jeder Zeit und von jedem Ort: Das ist nicht nur hip und schön, sondern auch anstrengend und gesundheitsgefährdend. Wer ständig online ist, weiß, wovon ich rede. Nie richtig abschalten, keine echten Pausen. In spannenden Projekten ist das nicht schlimm, im Gegenteil. Da kann ein Sonntag am Schreibtisch richtig gut tun, und es ist mehr Freude als Stress, die Mails abzurufen. Als Dauerzustand allerdings ist es zermürbend.

Ich komme drauf, weil ich immer wieder froh bin, meine eigene Chefin zu sein und die Entscheidungen über meine Erreichbarkeit selber treffen zu können, aber diese Woche las, dass man sich zumindest in großen Unternehmen neuerdings auch um entsprechende Regelungen bemüht. Demnach verbieten manche Unternehmen Mails außerhalb der Dienstzeit, andere schalten sogar die Mailserver ab. Das klingt doch ganz gut, oder? Willkommen jedenfalls in der neuen Arbeitswelt, guter alter Feierabend!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar

Geräusche

Wie wohltuend ist es doch, ein lautes „aaaah“ von sich zu geben, wenn man stundenlang am Schreibtisch hockt und sich endlich mal ausstreckt. Und wie irritierend, wenn dann jemand fragt: „Bitte, was hast du gesagt?“ Alleinarbeiten kann schrullig machen, oder? Ob Schmerzensschrei, wohliges Seufzen oder enthemmtes Kichern: Unbeobachtet ist auch ungehört. Richtig peinlich wird es, wenn nicht man selbst sich beim Selbstgespräch ertappt, sondern jemand anders.

Allerdings schützt auch langjährige Teamarbeit keineswegs vor nervigen Geräuschabsonderungen. Voller Grauen erinnere ich mich an einen Bürogenossen, der sich beim Texten unablässig räusperte, alle paar Sekunden, stundenlang, bis das Werk endlich fertig geschaffen war. Abends dürfte er mit Halsschmerzen nach Hause gegangen sein. Noch schlimmer: Nase hochziehen. Am allerschlimmsten: Zähneknirschen. Da sehnt man sich doch nach den Kollegen, die enthemmt telefonieren, das stört zwar auch die Konzentration, verursacht aber wenigstens keine Kopfschmerzen!

– Das nur mal zwischendurch für alle, denen gelegentlich die Vorteile des Alleinarbeitens entfallen.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar