Mitten in der Woche frei

Statt am Wochenende einfach mal mitten in der Woche Pause machen – das ist die Freiheit, die wir lieben. Aber es ist gar nicht so einfach, einen richtigen freien Tag unter der Woche zu haben.

So muss dieser freie Tag unausgeschlafen genossen werden. Als Gründe stehen zur Verfügung: das zu versorgende Schulkind; die Müllabfuhr, die um halb acht die Container durch den gepflasterten Hof schiebt; die Handwerker auf dem Baugerüst, die die Hausfassade massakrieren; der im Halteverbot stehende Wagen, der schnell umgeparkt werden muss, bevor die Baufahrzeuge kommen.

Immerhin ist viel Zeit, um viel Kaffee zu trinken.

Dann kann man eigentlich alles machen, denn es ist überall viel leerer als sonst an den Wochenenden. Ausstellung, Café, Geschäfte, Park/Natur – überall Platz ohne Ende. Allerdings hat viel Platz nicht immer die belebendste Wirkung. Zum Beispiel sind die Menschen im Café nicht so viele und nicht so schick angezogen und das Leutegucken verläuft etwas unergiebig. In der Ausstellung stehen Menschen stundenlang versunken und stumm vor den Werken und lauschen den Ausführungen im Headset. In dieser Ruhe scheinen die Werke plötzlich nur noch halb so interessant, wie sie im Wochenendtrubel manchmal wirken. Im Wald ist es übrigens sehr einsam wochentags, das Stadt-Ei fürchtet sich da.

Macht alles nix, aber vielleicht ist es noch besser, sich am freien Tag mit Freunden zu treffen. Abgesehen von der Freude am Zusammensein beruhigt solche Gesellschaft auch dahingehend, dass es okay ist, frei zu haben, und dass man trotzdem ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft ist. Erst recht, nachdem der Blick in die Mailbox gezeigt hat, wie emsig die Kollegen arbeiten. (Ok, man muss eigentlich an seinem freien Tag nicht in die Mails schauen – aber vielleicht kommt doch was wichtiges?)

Und wenn die Freunde auch nicht frei haben? Dann könnte der Tag noch als Ertrödelungstag gerettet werden. Das heißt: Ich erledige Sachen, die liegen geblieben sind, aber ich trödel dabei. Ohne Zeit- und Ergebnisdruck aufräumen, einkaufen, mal in Ruhe Unterlagen sichten, Nickerchen machen, Schwätzchen halten, Büromaterial bestellen. Das kann auch entspannen. Ist auf jeden Fall erholsamer als das normale Arbeitsprogramm!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Kaffee, Radio, Katze

Sieben Monate Homeoffice – die Autorin des Blogs offensichtlich hat eine lesenswerte Bilanz gezogen, am Tag bevor sie neue Zelte im Betahaus Köln aufschlägt. Unbeantwortet bleibt lediglich die Frage: Was ist Schreibtischheadbanging?

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Kollegen | 1 Kommentar

Nettworking

Nette Tage, das sind solche, an denen man etwas mehr Muße und etwas weniger Arbeit hat.

Leider lösen solche Tage leicht Gewissensbisse aus. Gerade wenn man sein Tempo selbst bestimmt, steht ja die Sorge im Raum, zu undiszipliniert zu sein, die Arbeitshaltung zu verlieren.

Dabei tun gerade die netten Tage gut. Sie entspannen, setzen neue Energie frei. Die Muße lässt mal eine andere Gedanketiefe zu und fördert vielleicht neue Ideen zutage. Außerdem ist der Mensch keine Maschine – jeden Tag ackern bis zum Anschlag, das geht auf Dauer nicht gut.

Und wie macht man sich nun einen netten Arbeitstag? Wie geht das: Nettworken?

Für mich bedeutet das in erster Linie, ohne Zeitdruck zu arbeiten.

… langsam sein dürfen;

… Zeit für Anrufe haben, auch wenn es um Privates geht;

… E-Mails beantworten, die gar nicht dringend sind;

… Forenbeiträge posten, die auch nicht dringend sind;

… alte Unterlagen wegsortieren und dabei das eine oder andere Projektfazit notieren;

… spontan den Ideen nachgehen, die die Muße ans Licht bringt;

… zwischendurch aufstehen und die Blumen gießen;

… ein neues Bild am Schreibtisch aufhängen;

… eine Extra-Qualitätsschleife beim aktuellen Projekt einlegen;

… Blog- und sonstige Beiträge von Freund und Feind lesen;

… In Ruhe einen Blogbeitrag schreiben und dabei in Ruhe überlegen, was ich in Ruhe alles tun könnte…

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Selbstmanagement

Bin ich eigentlich ein Profi?

Sich dieser Tage fit zu fühlen, mit einer gesunden Gesichtsfarbe herumzulaufen und nicht mal ein Rückenleiden vorweisen zu können: Ist das eigentlich noch professionell? Müsste sich die echte Leistungsträgerin nicht augenberingt und blähbäuchig durch die Gegend schleppen, zu nichts anderem kommend, als am Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten, weil dermaßen unabkömmlich und gefragt? Welcher Leistungsträger möchte schon riskieren, durch eine Pause die Schuld für den Stillstand der Welt auf seine verspannten Schultern zu laden?

Wer seine Work-Life-Balance verbessern will, sei gewarnt: Der Preis fürs Wohlbefinden ist ein schlechtes Gewissen. ‘Mir geht’s zu gut’, lautet der tägliche Selbstvorwurf. Auch wenn es eigentlich nur an der Freiheit liegt, tagsüber draußen mal joggen zu können, was man mit Spätschichten am Abend kompensiert, sprich, wenn man gar nicht weniger arbeitet als andere, sondern nur die Zeit flexibler einteilt.

Ein echter Profi leidet, denkt der unechte, weil fitte Profi. Der Witz an der Sache ist natürlich, dass ihn der echte, weil leidende  Profi um seine gelungene Work-Life-Balance beneidet und sich mit all seinen Stresssymptomen wie ein blutiger Anfänger vorkommt. Wäre es nicht längst an der Zeit, das Leben endlich besser in den Griff zu bekommen, denkt er sich…

Meine Damen und Herren, Sie lasen einen Beitrag zum Thema: Wie man es macht, ist es verkehrt.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 2 Kommentare

Kauft Schuhe! Jetzt!

Als Homeworkerin lebt man ja antizyklisch, deshalb sind die Weihnachtseinkäufe längst gemacht. Nicht wahr? Während Büromenschen am 23. und 24. Dezember panisch durch die Läden irren, lehnt unsereins sich entspannt zurück. Das haben wir in den letzten Wochen alles zwischendurch erledigt, vormittags, wenn die anderen am Schreibtisch saßen. Oder?? – Nicht neidisch werden, liebe Büromenschen, dafür haben wir uns das Gedränge am Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt entgehen lassen, da saß unsereins am Schreibtisch.

Jetzt mein heißer Tipp: Gehet los und kaufet Schuhe! Der 23. und 24. Dezember sind ganz hervorragende Einkaufstage dafür, habe ich letztes Jahr festgestellt. Denn die vielen Weihnachtseinkäufer treiben sich jetzt in den Elektronikmärkten, Spielzeughöllen und Schmuckbuden herum. Gähnende Leere herrscht dagegen in den Schuhgeschäften meines Vertrauens. Entspannter geht es nicht – und dann auch noch dies: Weihnachten und Silvester mit neuen Schuhen!

Und nun wünsche ich Euch allen sehr schöne Feiertage.

P.S.: Falls die Läden doch voll sein sollten: nicht sauer sein. Das liegt bestimmt nur daran, dass alle Leute diesen Blogeintrag hier gelesen haben…

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Immer kurz vor Schluss

Es gibt da dieses kleine, aber gemeine Laster, immer kurz vor Schluss mit der Arbeit aufzuhören, wenn eigentlich noch ein bisschen was zu tun übrig ist.

Das geht so:

Vom Schreibtisch aufspringen und Kaffee trinken gehen, kaum dass der Hörer nach der Projektverhandlung aufgelegt ist.

Raus rennen, sobald der Text seine letzte Zeile erreicht hat.

Nach der Besprechung ins Büro kommen, die Tasche in die Ecke schleudern und erstmal nette Leute anrufen.

Nichts gegen Pausen, aber eigentlich wären noch diverse Aufgabenvollendungsvorgänge zu erledigen, die nun vergessen werden, weil nach der Flucht Pause schon das nächste Projekt ansteht:

Notizen ergänzen (das kommt uns doch irgendwie bekannt vor?);

Dateiordner anlegen und Sicherungskopien ziehen;

Besprechungsunterlagen wegsortieren;

den Schreibtisch aufräumen.

Das Ergebnis des vorzeitigen Arbeitsabbruchs:

Mühsame Dateisichtungsaktionen nach Wochen;

Peinliche Telefonate, um Erinnerungslücken wegen nicht vervollständigter Notizen zu schließen;

Stundenlanges Wühlen in den unsortierten Projektrestestapeln, die tage-, wochen-, monatelang liegen bleiben;

Kräftezehrende Aufräumaktionen, nach denen man erst recht nichts mehr findet, weil ihre Ordnung künstlich erzwungen wurde und nicht aus dem Arbeitsprozess heraus wachsen konnte.

Also, ich erkläre das Problem hiermit offiziell als erkannt. Bleibt die Frage, was nun? Erste Disziplinierungsanläufe haben erbracht, dass ich mich wenigstens dabei ertappe, dass ich in der Küche stehe und Kaffee schlürfe, bevor der Schreibtisch aufgeräumt ist. Weitere Erfolge kann ich auf der mentalen Schiene leider noch nicht vermelden. Vielleicht ist eine elektronische Lösung besser, festketten am Schreibtischstuhl mit Zeitschaltuhr oder etwas in der Art.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Selbstmanagement | 2 Kommentare

Kleine Abbitte an Chefs

Gerne gratuliere ich als Alleinschaffende mir dazu, dass ich selbstständig und meine eigene Chefin bin. Vor allem auf diese Kontrollfreaks unter den Vorgesetzten kann ich verzichten, die, die immer alles nochmal sehen wollen, was ihre Mitarbeiter gemacht haben. Das Leben ist einfach schöner ohne sie!

Leider ist es manchmal auch schwieriger. Zum Beispiel neulich. Da hatte ich mir keine ordentlichen Gesprächsnotizen gemacht, als ich mit einem Auftraggeber ein Projekt absprach. Bei manchen Aufträgen gibt es ja viele Details abzusprechen. Was wann zu tun ist, von wem und wie und so weiter. Und wie viel Geld man dafür bekommt. Hm, dachte ich ein paar Wochen später, als es an die Rechnungslegung ging, wie viel war das noch? Vage waberten zwei Summen durch meinen Kopf, aber auf welche hatten wir uns dann geeinigt? Das musste doch irgendwo stehen… Meine Gesprächsnotizen waren durchaus umfangreich, doch auch das hektischste Blättern und Wühlen förderte nichts Hilfreiches zutage.

Keine Notiz zum Honorar! Ist das möglich? Ja, leider, wenn man nämlich die Notizen nach der Maßgabe schreibt: Ich notier mir, was unwichtig ist, das wichtige merk ich mir auch so. Diese Methode ist prima, wenn die Infos so schnell prasseln, dass man es nicht schafft, alles mitzuschreiben. Logisch, dass die Sachen, die sowieso im Bewusstsein präsent sind, dann nicht extra notiert werden müssen. Logisch ist leider auch, dass nach Wochen und Monaten auch wichtige Informationen aus dem Gedächtnis herausrutschen können. Dann ist es sehr blöd, wenn man sie nicht nach dem Gespräch noch zu den Notizen hinzugefügt hat. Und wenn man keinen Chef hat, der rechtzeitig nach sowas fragt. Ungern gebe ich es zu, aber in so einem Moment könnte man ihn tatsächlich mal gebrauchen, den Kontrollfreak.

So blieb nur noch, den Auftraggeber anzurufen und zu klären, welches Honorar vereinbart war. Ein saurer Apfel, aber das kleinste Übel und die beste Lösung. Oder?

„Das Honorar, hm“, sagte der Auftraggeber, „das weiß ich auch nicht, dazu hatte ich mir dummerweise nichts notiert.“

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 5 Kommentare

Sein eigener Chef sein – wie geht das?

Selbst bestimmen können über die eigene Arbeitszeit und Arbeitsweise, das ist einer der großen Pluspunkte des Einzelkämpferdaseins. Es ist aber auch eine große Herausforderung, zumal im Homeoffice, wie der Kollege Robert Chromow in diesem interessanten Artikel auf akademie.de feststellt.

Er beschreibt darin, wie seine Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer weiter verschwommen sind und wie seine Arbeit und seine Motivation darunter gelitten haben. Erfreulicherweise verrät er auch, wie er diese Probleme in den Griff bekommen hat.

Der Artikel ist sehr lesenswert!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Kollegen,Selbstmanagement

Immer diese Selbstzweifel

Früher, angestellt und mehr als acht Stunden in der Firma, da hätte er mehr gearbeitet als jetzt freiberuflich und zuhause, klagte kürzlich ein Kollege. Stimmt das? Ja, aber auch nein, stellten wir fest, als wir der Sache auf den Grund gingen.

Ja, im Büro hat er mehr gearbeitet – jedenfalls für den Job. Was soll man auch sonst machen in einem Büro? Zuhause gibt es Alternativen, das muss man als Homeworker zugeben. Womit wir aber schon bei der Frage sind: Was ist eigentlich Arbeit? Ok, wenn der Homeworker und sein Kasten Bier sich vor die Glotze hängen und Terminator 1 bis 27 reinziehen, dann ist das keine Arbeit. Aber muss man sich wirklich in Selbstvorwürfen ertränken, wenn man „nur“ sechs Stunden statt zehn für den Job arbeitet und anschließend einen Garten umgräbt, das Auto der Nachbarin repariert oder Marmelade für Freunde kocht und somit unsere Welt ein Stückchen freundlicher macht? Da sollte sich der Homeworker doch lieber freuen, dass er die Freiheit hat, sich vielseitig zu betätigen.

Interessant wäre es auch, mal nachzumessen, wie produktiv man über längere Sicht ist. Ausgeruht jedenfalls schaffen die meisten Menschen mehr in kürzerer Zeit. Teilzeit ist produktiver, liest man immer wieder, beispielsweise bei der Hans-Böckler-Stiftung. Vielleicht liegt es auch daran, dass im Büro gar nicht so viel gearbeitet wird, wie man denkt? Denken wir nur an endlose, sinnlose, ergebnislose Meetings. Oder an das Erstellen umfangreicher Arbeitsberichte, die niemand liest. Ein Drittel der Arbeitszeit in Unternehmen werde unproduktiv verschwendet, liest man immer wieder, kürzlich beim Fraunhofer Institut. Dann vielleicht doch lieber Terminator gucken oder Marmelade kochen?

Aber irgendwie ist es halt immer so uncool, wenn man es schafft, Filme zu sehen und zu kochen und zu helfen, und die anderen immer nur stöhnen, dass sie zu nichts, aber auch gar nichts Zeit haben, weil sie sooo viel arbeiten …

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Was zuerst zu lassen ist

Eigentlich ist es Luxus, wenn sich die Aufgaben auf der To-Do-Liste unterscheiden, wenn große, stundenfüllende Sachen darauf stehen, aber auch kleinere, die man zwischendurch erledigen kann. Das Problem ist nur, dass man dann die kleineren Aufgaben immer zuerst erledigt. Mir geht es jedenfalls so, aber ich höre das auch von anderen Kollegen. Es ist halt so viel einfacher, im Angesicht einer großen Kraftanstrengung erstmal schnell eine Rechnung zu schreiben oder die Bestellung für die Druckerpatronen abzuschicken.

Leider bleibt manches Großprojekt dann tagelang liegen, weil sich immer was anderes findet, nichts wichtigeres, aber eben schneller zu erledigen. Eine Weile hab ich mir das schön zu reden versucht: Man brauche Anlauf für größere Anstrengungen, oder innere und äußere Freiheit… Aber ehrlich, das ist Quatsch. Ich dreh den Spieß jetzt um: Bevor ich Bestellungen aufgebe, Rechnungen sortiere oder den Mülleimer leere, wird mindestens zwei Stunden lang am Großprojekt gearbeitet, jawoll!

Äh, und das Bloggen sollte ich dann eigentlich auch nach hinten verschieben…

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Selbstmanagement | 5 Kommentare