Nervensache: das Zeitprotokoll

Eine allseits gepriesene Methode, um herauszufinden, wie lange welche Tätigkeit wirklich dauert, ist das Zeitprotokoll: Einfach eine Zeitlang von morgens bis abends mitschreiben, was man tut, und von wann bis wann. Anschließend klappt es mit der Zeitplanung wie von selbst… Nein, natürlich nicht. Das Problem beim Zeitprotokoll ist der menschliche Faktor. Wie gehen wir mit unseren Schwankungen um?

An manchen Tagen flutscht es: Alles, was auf der To-Do-Liste steht, wird abgearbeitet, 30 Minuten vor dem geplanten Feierabend ist die Arbeit erledigt. Super! Aber dann gibt es diese anderen Tage, jene, an denen gar nichts flutscht, sondern die Gedanken ständig abschweifen, an denen jeder unterbrechende Anrufer mit frenetischem Jubel begrüßt wird, Stapel von einer auf die andere Seite sortiert werden – wenn man es überhaupt bis zum Arbeitsplatz geschafft hat und sich nicht prokrastinierend im Haus oder in der Stadt herumtreibt.

Soll das alles auch ins Zeitprotokoll?

Soll man das dann bei der nächsten Kalkulation mit aufnehmen?

Die Antwort ist: eigentlich ja. Die Zeitplanung sollte immer auf einem Mittelwert zwischen sehr leistungsfähigen und schwächeren Tagen basieren. Ok, wenn man die Griffel komplett fallen lässt und sich einen netten Tag macht anstatt zu arbeiten, dann schließt auch das Zeitprotokoll. Aber wenn eine Tätigkeit mal länger dauert, muss das notiert werden. Niemand kann von sich oder anderen erwarten, dass sie immer auf Hochtouren fahren. Schließlich kalkulieren Unternehmen auch Urlaubstage und Krankheitsausfälle ein. Insofern ist es übrigens sinnvoll, seine Zeiten über einen längeren Zeitraum  oder stichprobenähnlich über das Jahr verteilt zu notieren.

Hier kommen allerdings die Nerven ins Spiel. Denn gibt es etwas deprimierenderes, als dreimal so lange für eine Arbeit zu brauchen, wie man es eigentlich für nötig gehalten hätte, und ist es nicht grausam, das auch noch aufzuschreiben? So ein Zeitprotokoll kann selbstquälerische Züge annehmen, wenn es während einer Durchhängers stattfindet. Andererseits besteht jedoch die Chance, dass das Aufschreiben der Trödelei zum Abschaffen derselben anspornt. So gesehen lautet die heutige Schlussfolgerung: Einen Versuch ist es wert!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Arbeiten,Selbstmanagement | 3 Kommentare

Glücklichere Freelancer

Freelancer sind beruflich zufriedener als Festangestellte, was viel damit zu tun hat, dass sie sich Aufträge aussuchen können. Vielleicht ist es auch nur das Gefühl, dass man auch mal “Nein” sagen könnte? Dies und mehr steht jedenfalls in einer Studie der Fernuniversität Hagen, für die solo-selbstständige Journalisten, IT-Spezialisten und Freelancer sonstiger Medienberufe befragt wurden.

Richtige Einzelkämpfer finden sich übrigens vor allem bei den Journalisten – sie arbeiten nicht nur öfter tatsächlich allein, sondern kämpfen auch unermüdlicher um Geld und Anerkennung als ihre befragten Kollegen. Dabei unterscheidet die Studie einerseits, ob jemand allein arbeitet, und andererseits, ob er die Geschäftspartner als Kollegen betrachtet.

Weitere Infos stehen in der Pressemitteilung und auf der Homepage des Projekts.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Geschäft,Kollegen

Bin ich eigentlich ein Profi?

Sich dieser Tage fit zu fühlen, mit einer gesunden Gesichtsfarbe herumzulaufen und nicht mal ein Rückenleiden vorweisen zu können: Ist das eigentlich noch professionell? Müsste sich die echte Leistungsträgerin nicht augenberingt und blähbäuchig durch die Gegend schleppen, zu nichts anderem kommend, als am Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten, weil dermaßen unabkömmlich und gefragt? Welcher Leistungsträger möchte schon riskieren, durch eine Pause die Schuld für den Stillstand der Welt auf seine verspannten Schultern zu laden?

Wer seine Work-Life-Balance verbessern will, sei gewarnt: Der Preis fürs Wohlbefinden ist ein schlechtes Gewissen. ‘Mir geht’s zu gut’, lautet der tägliche Selbstvorwurf. Auch wenn es eigentlich nur an der Freiheit liegt, tagsüber draußen mal joggen zu können, was man mit Spätschichten am Abend kompensiert, sprich, wenn man gar nicht weniger arbeitet als andere, sondern nur die Zeit flexibler einteilt.

Ein echter Profi leidet, denkt der unechte, weil fitte Profi. Der Witz an der Sache ist natürlich, dass ihn der echte, weil leidende  Profi um seine gelungene Work-Life-Balance beneidet und sich mit all seinen Stresssymptomen wie ein blutiger Anfänger vorkommt. Wäre es nicht längst an der Zeit, das Leben endlich besser in den Griff zu bekommen, denkt er sich…

Meine Damen und Herren, Sie lasen einen Beitrag zum Thema: Wie man es macht, ist es verkehrt.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 2 Kommentare

Vernetzt verbessern

Wenn Ihr gerade heftig mit dem inneren Schweinehund kämpft (der gedeiht ja zu dieser Jahreszeit besonders gut), und die guten Vorsätze irgendwie  sperrig sind: Dann hilft vielleicht der “Verbesserungsmarathon” von unternehmenskick.de auf die Sprünge.

Da kann man sich anmelden und täglich notieren, was man verbessert hat. Es lassen sich lauter kleine Verbesserungen angehen, oder große, bei denen man die Einzelschritte festhält. Die Aktion dauert marathongerechte 42 Tage lang, und man kann sich anonym oder mit vollem Namen beteiligen. Der “Verbesserungsmarathon” hat schon angefangen, aber das macht nichts, Ihr könnt jederzeit einsteigen.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Selbstmanagement | 1 Kommentar

Strategie entwickeln, ja. Aber wann?

Wann ist eigentlich ein guter Zeitpunkt, sich um die strategische Weiterentwicklung des Portfolios zu kümmern? Das Tagesgeschäft frisst Zeit, und kaum hat man sich versehen, ist schon wieder ein Jahr herum, in dem sich zu wenig geändert hat.

Eine Möglickeit: Man reserviert sich komplette Tage, um über alles nachzudenken. Doch ganze Tage ohne Umsatz – das ist gar nicht so einfach, wenn es noch laufende Projekte gibt, mit Terminen und Fristen. Wer findet wirklich die nötige Ruhe, über langfristige Perspektiven nachzudenken, wenn man weiß, dass der Termindruck am nächsten Tag gestiegen sein wird?

So gesehen wäre es besser, regelmäßig etwas Zeit für das Grundsätzliche zu abzuzweigen, sagen wir, täglich eine halbe Stunde.  Man könnte etwas Marktforschung betreiben, oder mit einer Kollegin konferieren. Allerdings ist das Umschalten auch eine Herausforderung. Der Mensch ist keine Maschine. Wenn man sich gerade in die Auftragslandschaft der Zukunft hineingedacht hat, kann einige Zeit vergehen, bis die Konzentration auf das laufende Projekt sich wieder einstellt, und umgekehrt.

Meine Lösungsversuche bisher:

Tageweise und stundenweise Strategieplanung mischen
Längere Zeiträume kann man nutzen, um Visionen und Ideen zu entwickeln, die man anschließend im laufenden Betrieb überprüft. Fakten über den Markt oder für die Konkurrenzanalyse lassen sich ganz gut mal zwischendurch recherchieren.

Strategieplanung langfristig terminieren
Die Auszeit vom Alltagsgeschäft Wochen oder Monate im voraus fest einplanen, möglichst zu einem Zeitpunkt, an dem voraussichtlich wenig zu tun ist. Die Chance, dass diese Tage frei bleiben, ist größer.

Workshop buchen
Man kann sich zu einem Workshop anmelden, in dem es um Positionsbestimmung geht, und dort geordnet und angeleitet nachdenken.

Arbeitsgruppe gründen
Vielleicht finden sich Kollegen, die sich ähnliche Gedanken machen. Austausch und Brainstorming motivieren nicht nur, sich die Zeit zum Nachdenken zu nehmen, sondern befruchtet auch inhaltlich.

Flaute nutzen (worst case)
So weit sollte es eigentlich nicht kommen – aber wenn mal Flaute herrscht, ist das Entwickeln von Strategien und Visionen natürlich die produktivste Art, die Krise zu bewältigen.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Arbeiten,Denken,Selbstmanagement | 3 Kommentare

Kauft Schuhe! Jetzt!

Als Homeworkerin lebt man ja antizyklisch, deshalb sind die Weihnachtseinkäufe längst gemacht. Nicht wahr? Während Büromenschen am 23. und 24. Dezember panisch durch die Läden irren, lehnt unsereins sich entspannt zurück. Das haben wir in den letzten Wochen alles zwischendurch erledigt, vormittags, wenn die anderen am Schreibtisch saßen. Oder?? – Nicht neidisch werden, liebe Büromenschen, dafür haben wir uns das Gedränge am Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt entgehen lassen, da saß unsereins am Schreibtisch.

Jetzt mein heißer Tipp: Gehet los und kaufet Schuhe! Der 23. und 24. Dezember sind ganz hervorragende Einkaufstage dafür, habe ich letztes Jahr festgestellt. Denn die vielen Weihnachtseinkäufer treiben sich jetzt in den Elektronikmärkten, Spielzeughöllen und Schmuckbuden herum. Gähnende Leere herrscht dagegen in den Schuhgeschäften meines Vertrauens. Entspannter geht es nicht – und dann auch noch dies: Weihnachten und Silvester mit neuen Schuhen!

Und nun wünsche ich Euch allen sehr schöne Feiertage.

P.S.: Falls die Läden doch voll sein sollten: nicht sauer sein. Das liegt bestimmt nur daran, dass alle Leute diesen Blogeintrag hier gelesen haben…

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Weihnachtspost abgespeckt für gute Taten

Das ist mal eine gute Alternative zum Weihnachtswahnsinn: Die Kollegin Dorothee Köhler vom Redaktionsbüro “Scriptics” hat ihren Aufwand für Weihnachtspost reduziert und statt dessen ihre Zeit und Energie in unentgeltliche Arbeit für das Mannheimer Kinderhospiz “Sterntaler” gesteckt. Nachzulesen ist das ausführlich im Scriptics-Blog. Man erfährt: Diese Investition lohnt sich ganz bestimmt!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Kollegen

Immer kurz vor Schluss

Es gibt da dieses kleine, aber gemeine Laster, immer kurz vor Schluss mit der Arbeit aufzuhören, wenn eigentlich noch ein bisschen was zu tun übrig ist.

Das geht so:

Vom Schreibtisch aufspringen und Kaffee trinken gehen, kaum dass der Hörer nach der Projektverhandlung aufgelegt ist.

Raus rennen, sobald der Text seine letzte Zeile erreicht hat.

Nach der Besprechung ins Büro kommen, die Tasche in die Ecke schleudern und erstmal nette Leute anrufen.

Nichts gegen Pausen, aber eigentlich wären noch diverse Aufgabenvollendungsvorgänge zu erledigen, die nun vergessen werden, weil nach der Flucht Pause schon das nächste Projekt ansteht:

Notizen ergänzen (das kommt uns doch irgendwie bekannt vor?);

Dateiordner anlegen und Sicherungskopien ziehen;

Besprechungsunterlagen wegsortieren;

den Schreibtisch aufräumen.

Das Ergebnis des vorzeitigen Arbeitsabbruchs:

Mühsame Dateisichtungsaktionen nach Wochen;

Peinliche Telefonate, um Erinnerungslücken wegen nicht vervollständigter Notizen zu schließen;

Stundenlanges Wühlen in den unsortierten Projektrestestapeln, die tage-, wochen-, monatelang liegen bleiben;

Kräftezehrende Aufräumaktionen, nach denen man erst recht nichts mehr findet, weil ihre Ordnung künstlich erzwungen wurde und nicht aus dem Arbeitsprozess heraus wachsen konnte.

Also, ich erkläre das Problem hiermit offiziell als erkannt. Bleibt die Frage, was nun? Erste Disziplinierungsanläufe haben erbracht, dass ich mich wenigstens dabei ertappe, dass ich in der Küche stehe und Kaffee schlürfe, bevor der Schreibtisch aufgeräumt ist. Weitere Erfolge kann ich auf der mentalen Schiene leider noch nicht vermelden. Vielleicht ist eine elektronische Lösung besser, festketten am Schreibtischstuhl mit Zeitschaltuhr oder etwas in der Art.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Selbstmanagement | 2 Kommentare

Kleine Abbitte an Chefs

Gerne gratuliere ich als Alleinschaffende mir dazu, dass ich selbstständig und meine eigene Chefin bin. Vor allem auf diese Kontrollfreaks unter den Vorgesetzten kann ich verzichten, die, die immer alles nochmal sehen wollen, was ihre Mitarbeiter gemacht haben. Das Leben ist einfach schöner ohne sie!

Leider ist es manchmal auch schwieriger. Zum Beispiel neulich. Da hatte ich mir keine ordentlichen Gesprächsnotizen gemacht, als ich mit einem Auftraggeber ein Projekt absprach. Bei manchen Aufträgen gibt es ja viele Details abzusprechen. Was wann zu tun ist, von wem und wie und so weiter. Und wie viel Geld man dafür bekommt. Hm, dachte ich ein paar Wochen später, als es an die Rechnungslegung ging, wie viel war das noch? Vage waberten zwei Summen durch meinen Kopf, aber auf welche hatten wir uns dann geeinigt? Das musste doch irgendwo stehen… Meine Gesprächsnotizen waren durchaus umfangreich, doch auch das hektischste Blättern und Wühlen förderte nichts Hilfreiches zutage.

Keine Notiz zum Honorar! Ist das möglich? Ja, leider, wenn man nämlich die Notizen nach der Maßgabe schreibt: Ich notier mir, was unwichtig ist, das wichtige merk ich mir auch so. Diese Methode ist prima, wenn die Infos so schnell prasseln, dass man es nicht schafft, alles mitzuschreiben. Logisch, dass die Sachen, die sowieso im Bewusstsein präsent sind, dann nicht extra notiert werden müssen. Logisch ist leider auch, dass nach Wochen und Monaten auch wichtige Informationen aus dem Gedächtnis herausrutschen können. Dann ist es sehr blöd, wenn man sie nicht nach dem Gespräch noch zu den Notizen hinzugefügt hat. Und wenn man keinen Chef hat, der rechtzeitig nach sowas fragt. Ungern gebe ich es zu, aber in so einem Moment könnte man ihn tatsächlich mal gebrauchen, den Kontrollfreak.

So blieb nur noch, den Auftraggeber anzurufen und zu klären, welches Honorar vereinbart war. Ein saurer Apfel, aber das kleinste Übel und die beste Lösung. Oder?

„Das Honorar, hm“, sagte der Auftraggeber, „das weiß ich auch nicht, dazu hatte ich mir dummerweise nichts notiert.“

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 5 Kommentare

Sein eigener Chef sein – wie geht das?

Selbst bestimmen können über die eigene Arbeitszeit und Arbeitsweise, das ist einer der großen Pluspunkte des Einzelkämpferdaseins. Es ist aber auch eine große Herausforderung, zumal im Homeoffice, wie der Kollege Robert Chromow in diesem interessanten Artikel auf akademie.de feststellt.

Er beschreibt darin, wie seine Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer weiter verschwommen sind und wie seine Arbeit und seine Motivation darunter gelitten haben. Erfreulicherweise verrät er auch, wie er diese Probleme in den Griff bekommen hat.

Der Artikel ist sehr lesenswert!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Kollegen,Selbstmanagement