Bin ich eigentlich ein Profi?

Sich dieser Tage fit zu fühlen, mit einer gesunden Gesichtsfarbe herumzulaufen und nicht mal ein Rückenleiden vorweisen zu können: Ist das eigentlich noch professionell? Müsste sich die echte Leistungsträgerin nicht augenberingt und blähbäuchig durch die Gegend schleppen, zu nichts anderem kommend, als am Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten, weil dermaßen unabkömmlich und gefragt? Welcher Leistungsträger möchte schon riskieren, durch eine Pause die Schuld für den Stillstand der Welt auf seine verspannten Schultern zu laden?

Wer seine Work-Life-Balance verbessern will, sei gewarnt: Der Preis fürs Wohlbefinden ist ein schlechtes Gewissen. ‘Mir geht’s zu gut’, lautet der tägliche Selbstvorwurf. Auch wenn es eigentlich nur an der Freiheit liegt, tagsüber draußen mal joggen zu können, was man mit Spätschichten am Abend kompensiert, sprich, wenn man gar nicht weniger arbeitet als andere, sondern nur die Zeit flexibler einteilt.

Ein echter Profi leidet, denkt der unechte, weil fitte Profi. Der Witz an der Sache ist natürlich, dass ihn der echte, weil leidende  Profi um seine gelungene Work-Life-Balance beneidet und sich mit all seinen Stresssymptomen wie ein blutiger Anfänger vorkommt. Wäre es nicht längst an der Zeit, das Leben endlich besser in den Griff zu bekommen, denkt er sich…

Meine Damen und Herren, Sie lasen einen Beitrag zum Thema: Wie man es macht, ist es verkehrt.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 2 Kommentare

Kauft Schuhe! Jetzt!

Als Homeworkerin lebt man ja antizyklisch, deshalb sind die Weihnachtseinkäufe längst gemacht. Nicht wahr? Während Büromenschen am 23. und 24. Dezember panisch durch die Läden irren, lehnt unsereins sich entspannt zurück. Das haben wir in den letzten Wochen alles zwischendurch erledigt, vormittags, wenn die anderen am Schreibtisch saßen. Oder?? – Nicht neidisch werden, liebe Büromenschen, dafür haben wir uns das Gedränge am Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt entgehen lassen, da saß unsereins am Schreibtisch.

Jetzt mein heißer Tipp: Gehet los und kaufet Schuhe! Der 23. und 24. Dezember sind ganz hervorragende Einkaufstage dafür, habe ich letztes Jahr festgestellt. Denn die vielen Weihnachtseinkäufer treiben sich jetzt in den Elektronikmärkten, Spielzeughöllen und Schmuckbuden herum. Gähnende Leere herrscht dagegen in den Schuhgeschäften meines Vertrauens. Entspannter geht es nicht – und dann auch noch dies: Weihnachten und Silvester mit neuen Schuhen!

Und nun wünsche ich Euch allen sehr schöne Feiertage.

P.S.: Falls die Läden doch voll sein sollten: nicht sauer sein. Das liegt bestimmt nur daran, dass alle Leute diesen Blogeintrag hier gelesen haben…

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Irgendwas ist immer zu tun

Einen – einzigen! – guten Aspekt habe ich dem Sozialabbau der letzten Jahre abgewinnen können: Ich stoße auf mehr Verständnis, wenn ich als Selbstständige über meine Geschäftsschwankungen klage. Den mahnenden Hinweis: „Dann such dir doch eine Festanstellung“ muss ich mir nicht mehr anhören. So viel sicherer stehen Angestellte nämlich nicht mehr da. Wenn sie ihren Job verlieren, bekommen sie zwar Arbeitslosengeld, doch schon bald sind sie auf die gleiche staatliche Wohlfahrt angewiesen wie ich.

So fällt, wenn auch aus überaus ärgerlichen Gründen, ein Argument gegen Selbstständigkeit weg. Die Unsicherheit ist ja ein großes Thema für Selbstständige und für alle Menschen, die über eine Existenzgründung nachdenken. Positiv ist an ihr ist, dass der Beruf meist spannend und aufregend bleibt, wenn man selbstständig ist, weil man immer wieder auf neue Auftraggeber und Kollegen trifft und mit den neuen Aufträgen auch neue Erfahrungen locken. Es ist aufregend, selbstständig zu sein. Die Kehrseite der Medaille ist natürlich die schwankende Auftragslage, die Ungewissheit, ob regelmäßig genug Geld hereinkommt.

Doch nach etlichen Jahren auf schwierigen Märkten muss ich sagen, selbst in Krisensituationen weiß ich meine Selbstständigkeit zu schätzen. Neue Aufträge zu suchen  kostet zwar Kraft, gelegentliche Unterdeckung zerrt an den Nerven. Dafür  bleibt das Geschäft in Bewegung. Akquise geht schneller, Anfragen und Angebote sind unkomplizierter und flexibler zu versenden, es gibt ein Netzwerk an Kollegen und Auftraggebern, und dann bewegt sich hier etwas und da etwas. Und wenn es nur Kleinkram ist, so ist doch immer irgendwas zu tun. Das tut der Psyche ziemlich gut! Meiner jedenfalls. Ich fände es viel schwieriger, ständig auf die Antworten für Bewerbungen warten und bei Null anfangen zu müssen, wenn ich eine Festanstellung verliere.

Es gibt natürlich auch andere Erfahrungen, schon weil es unterschiedliche Arten von Selbstständigkeit gibt. Wer sehr große und über Monate oder Jahre dauernde Projekte akquiriert, hat oft einen ähnlichen Aufwand wie Leute, die sich auf Festanstellungen bewerben. Dafür kommen vielleicht mehr Geld und Stetigkeit dabei heraus.

Mein Umgang mit der Unsicherheit ist daher nur eine Erfahrungen von vielen. Und sowieso nur einer von vielen Aspekten der Selbstständigkeit. Wer weitere Erfahrungen lesen und nachdenken möchte, klicke zu Selbstständig im Netz. Da läuft noch bis 30. September die Blogparade „Positive und negative Erfahrungen in der Selbstständigkeit“. Dieser Text ist ein Beitrag dazu.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken,Kollegen | 1 Kommentar

Am frühen Nachmittag geduscht

Ja, so ist es, das Freiberufler-Leben: Morgens wird erstmal weitergeschlafen, dann treibt man sich im Internet herum, am frühen Nachmittag endlich duscht man sich, und dann gilt es nur noch, eine abgearbeitete Miene aufzusetzen, wenn die Mitmenschen aus dem Büro nach Hause getaumelt kommen.

Sehr herrlich beschreibt die Übersetzerin Isabel Bogdan diese Art von Freiberufler-Tag in der Kolumne “Lotterleben” im Titel-Magazin. Zum Glück verzichtet sie aber darauf, es zu verherrlichen. Dieser Satz hat mir am besten gefallen: “Und man selbst nervt sich auch, also ich mich jedenfalls, wenn ich erst nicht zu Potte komme und dann wieder die Nächte kurz werden und ich Einladungen absagen muss.”

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Kalte Füße

Ich habe kalte Füße. Das ist normalerweise nicht so schön. An einem Tag wie heute aber finde ich mich selbst beneidenswert, denn es hat hier (in der Hauptstadt) schon am Vormittag 30 Grad, es ist unglaublich schwül, und nein: Ich habe keine Schüssel mit kaltem Wasser unter dem Schreibtisch stehen. Obwohl ich könnte, im Homeoffice sieht’s ja keiner, und Schüsseln hab ich hier natürlich auch.

Aber meine Füße sind von selber kalt, weil nämlich meine Wohnung und damit mein Arbeitsplatz kühl ist. Ist das nicht toll? Außerdem kann ich hier anziehen bzw. ausziehen, was ich will – kein Dresscode zwingt mich in teure Tücher, die ich dann doch bloß verschwitzen und zerknittern würde.

Prima Klima also im Homeoffice. Lediglich das Gefühl von Einzigartigkeit irritiert etwas. Draußen auf der Straße nämlich schleppen sich die Leute mit offensichtlich viel zu warmen Füßen vorbei, und im virtuellen Netzwerk singt ein vielstimmer Chor das Lied der Hitzegeschädigten. Naja, ich könnte es hier drin auch wärmer haben. Müsste bloß das Fenster öffnen. Aber damit warte ich lieber bis morgen.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Freiwillige Arbeitslosenversicherung wird teurer

Es könnte eine gute Nachricht sein,  dass sich Selbständige auch über 2010 hinaus freiwillig in der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung absichern können. Wäre da nicht der Schönheitsfehler der steigenden Beiträge. Heute gab es einen Kabinettsentwurf dazu, voraussichtlich soll im Herbst ein Gesetz draus werden. Näheres erläutern mediafon und akademie.de, Kritik übt ver.di.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Geschäft

Heute schon nicht gearbeitet?

Sagt nicht jeder, Arbeit sei nur das halbe Leben, es müsse auch noch andere Dinge geben? Vielleicht sind wir Alleinarbeiter ja die einzigen Deppen, die das glauben, aber wer, wenn nicht wir, hat die Chance, die Probe auf Exempel zu machen?

Alternativen zum Arbeiten gibt es genug: Im Bett bleiben, lange frühstücken, Sport treiben, lesen, Sonne tanken, ein Kind bespaßen, shoppen. Diesen Versuchungen zu widerstehen und trotzdem zu arbeiten, das ist das Kunststück der Selbstbestimmung. Sofern man wirklich arbeiten möchte. Oftmals entsteht dieser Ehrgeiz ja eher durch den gesellschaftlichen Druck, den die Norm des Achtstundentags ausübt. Wer sich trotzdem nicht aufraffen kann und an Disziplinarmut scheitert, tröste sich: Jetzt und hier beginnt eigentlich erst die Selbstbestimmung, nämlich die Freiheit, NICHT zu arbeiten.

Sie ist zunächst eine Herausforderung, denn in Nullkommanix setzt das schlechte Gewissen ein: Den erschöpften Mitmenschen gegenüber, die abends abgekämpft aus dem Büro nach Hause stolpern, den Kindern gegenüber, weil man noch etwas Zeit gehabt hätte, um mehr Geld zu verdienen. Und der ganzen Allgemeinheit gegenüber sowieso. Einfach so verzichtet es sich eben nicht auf Arbeit und Pflicht als Lebensschwerpunkt und Struktur. Andererseits: Wer sich erstmal durchgerungen und vom Normenzwang des Achtstundentages befreit hat, stellt fest: Es stimmt, da ist noch was. Man muss nur den Mut haben, es zuzulassen.

Der Trick ist, Arbeit und Leben als Projekte zu betrachten. Schreib ein Buch, erstell einen Businessplan, programmiere eine Website – liebe einen Menschen, betreue deine Nachbarin, renovier deine Wohnung. Mal ist etwas Privates wichtig und interessant, mal etwas Berufliches. Das Leben leben heißt, selbst die eigenen Schwerpunkte und Themen zu setzen. Mag sein, das verstößt gegen manche Konventionen. Sowieso sollte man Zusagen einhalten und Pflichten erfüllen. Doch wenn es im Job einmal weniger zu tun gibt, und dafür andere Lebensthemen drängen: Warum nicht nehmen, wie es kommt? Klar, andere Leute können sich das nicht leisten, das schlechte Gewissen… Aber ehrlich, wenn man jetzt arbeiten müsste: Dann wären da wieder all diese Stunden, die man abgelenkt und halbherzig am Schreibtisch herumhinge, weil man meinte, etwas tun zu müssen, sich aber kaum aufraffen könnte.

Also, dies ist ein Plädoyer für klare, selbstbestimmte Entscheidungen und ein Mutmacher an alle Alleinarbeiter: Nutzt Eure Spielräume!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken,Selbstmanagement | 3 Kommentare

Kreative am Existenzminimum, heute: Berlin

Über Kreative in Berlin, die ihre Arbeit lieben, tolle und interessante Jobs haben, bloß leider kaum davon leben können, schreibt aktuell der Tagesspiegel.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken,Geschäft | 1 Kommentar

Pro Homeoffice: die Schweinegrippe

Viele Gründe gibt es, zuhause zu arbeiten. Gerade aktuell: die Schweinegrippe. Darauf weist dankenswerterweise die Homeworkerin Elke Hesse hin. In ihrem “Werkstatt”-Blog auf wort-gestalten.de berichtet sie von beklemmenden Erlebnissen in der Müncher U-Bahn und resümiert: Jeden Tag durch Virenwolken – nein danke!

(Natürlich lese ich, was Du schreibst, liebe Elke. Und zwar mit größtem Vergnügen!)

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Kollegen

Die Abschlussarbeit, d a s Problem

Wenn man über das Alleinarbeiten schreibt und davon anderen Menschen erzählt (was man der Motivation wegen unbedingt tun sollte), dann antworten sie: „Tolle Idee, das ist ja so schwierig, ich weiß noch, wie ich damals im Studium…“ Und dann folgen mehr oder weniger erschütternde Berichte über die Kämpfe am Schreibtisch, vorzugsweise mit der Abschlussarbeit.

Die Abschlussarbeit schreiben, das ist aber auch eine ganz besonders grässliche Situation. Ganz allein auf sich gestellt, mit Anforderungen, die die bis dato zu schreibenden Hausarbeiten bei weitem übersteigen (plötzlich soll man beweisen, dass man wissenschaftlich arbeiten kann; äh, kam das vorher schonmal?). Das ist schon stressig genug. Zugleich hängt  so viel davon ab, dass die Arbeit gelingt! Wer direkt von der Schule kommt, hat bis dahin nur das Abitur in der Tasche, und mit nichts sonst steht er da, Mitte zwanzig, wenn er den Hochschulabschluss versiebt. Außerdem waren dann all die Studienjahre vergebens, beruflich gesehen jedenfalls. Ein enormer Druck, eine lange Strecke, eine Herausforderung an Selbstorganisation und Disziplin. Und da muss man sich dann auch noch allein durchbeißen.

Oder auch nicht. Diese Schwierigkeiten haben nämlich unverändert viele Menschen, wie aktuell in der Süddeutschen Zeitung bestätigt wird. Dort steht auch, dass Studentenwerke, Vereine und wissenschaftliche Coachs Unterstützung und Beratung anbieten. Das ist auf jeden Fall eine gute Sache. Zum Beispiel, wenn man die Gliederung nicht hinkriegt oder das Gefühl hat, alles, was man schon weiß und geschrieben hat, sei sinnlos. Wichtig ist bloß, die Grenzen der Beratung zu wahren: Es soll schließlich eine eigenständige Leistung sein und bleiben, so eine Abschlussarbeit.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Lernen,Selbstmanagement