Feierabend: alt, aber gut

Arbeiten zu jeder Zeit und von jedem Ort: Das ist nicht nur hip und schön, sondern auch anstrengend und gesundheitsgefährdend. Wer ständig online ist, weiß, wovon ich rede. Nie richtig abschalten, keine echten Pausen. In spannenden Projekten ist das nicht schlimm, im Gegenteil. Da kann ein Sonntag am Schreibtisch richtig gut tun, und es ist mehr Freude als Stress, die Mails abzurufen. Als Dauerzustand allerdings ist es zermürbend.

Ich komme drauf, weil ich immer wieder froh bin, meine eigene Chefin zu sein und die Entscheidungen über meine Erreichbarkeit selber treffen zu können, aber diese Woche las, dass man sich zumindest in großen Unternehmen neuerdings auch um entsprechende Regelungen bemüht. Demnach verbieten manche Unternehmen Mails außerhalb der Dienstzeit, andere schalten sogar die Mailserver ab. Das klingt doch ganz gut, oder? Willkommen jedenfalls in der neuen Arbeitswelt, guter alter Feierabend!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar

Mitten in der Woche frei

Statt am Wochenende einfach mal mitten in der Woche Pause machen – das ist die Freiheit, die wir lieben. Aber es ist gar nicht so einfach, einen richtigen freien Tag unter der Woche zu haben.

So muss dieser freie Tag unausgeschlafen genossen werden. Als Gründe stehen zur Verfügung: das zu versorgende Schulkind; die Müllabfuhr, die um halb acht die Container durch den gepflasterten Hof schiebt; die Handwerker auf dem Baugerüst, die die Hausfassade massakrieren; der im Halteverbot stehende Wagen, der schnell umgeparkt werden muss, bevor die Baufahrzeuge kommen.

Immerhin ist viel Zeit, um viel Kaffee zu trinken.

Dann kann man eigentlich alles machen, denn es ist überall viel leerer als sonst an den Wochenenden. Ausstellung, Café, Geschäfte, Park/Natur – überall Platz ohne Ende. Allerdings hat viel Platz nicht immer die belebendste Wirkung. Zum Beispiel sind die Menschen im Café nicht so viele und nicht so schick angezogen und das Leutegucken verläuft etwas unergiebig. In der Ausstellung stehen Menschen stundenlang versunken und stumm vor den Werken und lauschen den Ausführungen im Headset. In dieser Ruhe scheinen die Werke plötzlich nur noch halb so interessant, wie sie im Wochenendtrubel manchmal wirken. Im Wald ist es übrigens sehr einsam wochentags, das Stadt-Ei fürchtet sich da.

Macht alles nix, aber vielleicht ist es noch besser, sich am freien Tag mit Freunden zu treffen. Abgesehen von der Freude am Zusammensein beruhigt solche Gesellschaft auch dahingehend, dass es okay ist, frei zu haben, und dass man trotzdem ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft ist. Erst recht, nachdem der Blick in die Mailbox gezeigt hat, wie emsig die Kollegen arbeiten. (Ok, man muss eigentlich an seinem freien Tag nicht in die Mails schauen – aber vielleicht kommt doch was wichtiges?)

Und wenn die Freunde auch nicht frei haben? Dann könnte der Tag noch als Ertrödelungstag gerettet werden. Das heißt: Ich erledige Sachen, die liegen geblieben sind, aber ich trödel dabei. Ohne Zeit- und Ergebnisdruck aufräumen, einkaufen, mal in Ruhe Unterlagen sichten, Nickerchen machen, Schwätzchen halten, Büromaterial bestellen. Das kann auch entspannen. Ist auf jeden Fall erholsamer als das normale Arbeitsprogramm!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Bin ich eigentlich ein Profi?

Sich dieser Tage fit zu fühlen, mit einer gesunden Gesichtsfarbe herumzulaufen und nicht mal ein Rückenleiden vorweisen zu können: Ist das eigentlich noch professionell? Müsste sich die echte Leistungsträgerin nicht augenberingt und blähbäuchig durch die Gegend schleppen, zu nichts anderem kommend, als am Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten, weil dermaßen unabkömmlich und gefragt? Welcher Leistungsträger möchte schon riskieren, durch eine Pause die Schuld für den Stillstand der Welt auf seine verspannten Schultern zu laden?

Wer seine Work-Life-Balance verbessern will, sei gewarnt: Der Preis fürs Wohlbefinden ist ein schlechtes Gewissen. ‘Mir geht’s zu gut’, lautet der tägliche Selbstvorwurf. Auch wenn es eigentlich nur an der Freiheit liegt, tagsüber draußen mal joggen zu können, was man mit Spätschichten am Abend kompensiert, sprich, wenn man gar nicht weniger arbeitet als andere, sondern nur die Zeit flexibler einteilt.

Ein echter Profi leidet, denkt der unechte, weil fitte Profi. Der Witz an der Sache ist natürlich, dass ihn der echte, weil leidende  Profi um seine gelungene Work-Life-Balance beneidet und sich mit all seinen Stresssymptomen wie ein blutiger Anfänger vorkommt. Wäre es nicht längst an der Zeit, das Leben endlich besser in den Griff zu bekommen, denkt er sich…

Meine Damen und Herren, Sie lasen einen Beitrag zum Thema: Wie man es macht, ist es verkehrt.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 2 Kommentare

Allein unter Kunden

Wenn jemand den ganzen Tag unter Menschen ist, kommt man kaum darauf, ans Alleinarbeiten zu denken. Doch im Einzelhandel ist genau das ein Trend, der um sich greift: Möglichst nur einen Verkäufer in den Laden zu stellen, der die Ware rein- und ausräumt, die Kasse macht, Kunden berät und Ladendiebe erwischt.

Längst betrifft das nicht mehr nur in die Schlagzeilen geratene Drogeriemärkte. Auch in Buchläden, Modefilialen oder Schreibwarengeschäften sieht man Verkäufer immer häufiger allein arbeiten. Nicht so schlimm? Von wegen: Wann bitte soll man auf Toilette gehen, wenn man stundenlang allein im Laden steht? Einfach mal kurz abschließen funktioniert bei moderneren Ladenkonzepten leider schlecht, dem stehen  komplizierte Türsysteme oder Warentische auf der Straße im Weg.

Wer heutzutage noch politisch korrekt einkaufen möchte, hat es schwer. Dass manche Imbissbetreiber oder Kioskpächter darüber nur müde lächeln können, macht die Sache nicht besser.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken

Stiefkind Mittagspause

Mittägliche Selbstvernachlässigung ist weiter verbreitet als jemand, der allein arbeitet, glaubt. Rund ein Drittel der Berufstätigen hierzulande machen gar keine Mittagspause, sondern nur Mittag. Das heißt, sie schlingen ihren Proviant tippend oder (oder surfend?) am Schreibtisch herunter. Das jedenfalls hat eine Umfrage des Stellenportals JobScout24.de ergeben.

Demnach gehen auch nur weniger als ein Drittel der Berufstätigen in die Kantine, und ein Restaurant mit Kollegen suchen lediglich 15 Prozent auf. Was sagen uns diese Zahlen? So sonderbar, wie wir denken, sind wir gar nicht.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar

Kalender und die Arbeitszeit

Ein neuer Kalender, ein neues Jahr… Der Kalender gibt ja vor, wann was zu tun ist: Arbeiten an den Wochentagen, Ausspannen am Samstag und Sonntag. Leider passt das nicht immer zur persönlichen Verfassung. Mal kann man sich gerade am Sonntag überhaupt nicht entspannen, mal mutiert ein Mittwoch zum Tiefpunkt der Wochenleistungskurve.

„Egal, du arbeitest trotzdem“, ist die Antwort von Auftraggebern, Vorgesetzten und Kollegen, die vielen Menschen hilft, eine Schaffenskrise unverzüglich zu verdrängen. „Egal, ich arbeite trotzdem“ im Selbstgespräch funktioniert ungleich schlechter. Wenn es außer mir selbst niemanden interessiert, ob ich jetzt was schaffe, oder erst morgen, dann wird Unlust zum ernsten Arbeitshemmnis. Fehlt nur noch, dass man jetzt in den Zug der tausend Selbstvorwürfe einsteigt, der genau an dieser Stelle abfährt. „Ich bringe es nicht“, „Ich bin noch fauler, als meine Eltern immer gesagt haben“, „Ich schaff das eben nicht“, heißen die Stationen auf der Strecke.

Da dieser Zug nach Nirgendwo fährt, wo eigentlich keiner hinwill, sei auf das gegenüberliegende Gleis verwiesen. Hier steht zur Abfahrt bereit der Zug der Emanzipation, und sein Ziel heißt selbst beschlossene Arbeitszeit.

Wenn es nämlich wirklich niemanden interessiert außer mir selbst, wann ich arbeite, dann ist es auch egal, ob Mittwoch oder Sonntag ist. Warum am Schreibtisch kleben, wenn man müde und erschöpft ist? Warum im Park herumlaufen, wenn man die ganze Zeit an ungelöste Aufgaben denkt?

Wegen des Kalenders? Och nö.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Selbstmanagement

Homeoffice-Tipp: Wiedereinstieg nach der Pause

Was im Homeoffice manchmal fehlt, ist die Kollegen-Horde, von der man sich nach einer Pause an den Arbeitsplatz zurückziehen lassen kann. Allein ist es schwieriger, die Energie zum Weiterarbeiten aufzubringen. Da läuft der Fernseher, und das Sofa ist so gemütlich. Jetzt noch ein bisschen Musik hören, oder im Internet surfen… sieht ja keiner…

Dieser Art von Endlospause könnt Ihr vorbeugen, indem Ihr Euch schon vorher überlegt, nach der Pause zu tun ist, und das auch entsprechend vorbereitet. Also: Nicht einfach alles fallen lassen und wegrennen, sondern vor der Pause noch die alten Unterlagen zusammenräumen, wegsortieren und schonmal überlegen, wie es nachher weitergehen soll.

  • Den Schreibtisch vor der Pause aufräumen. Chaos ist nicht einladend zum Arbeiten.
  • Überlegen, was nach der Pause erledigt werden soll.
    Das sollte sich nach der voraussichtlichen Verfassung nach der Pause richten. Wenn die Pause nach dem Mittagstief endet, wäre es gut, erstmal mit einer einfachen und möglichst angenehmen Tätigkeit in den Nachmittag einzusteigen. Wenn man bloß ein kurzes Minutenpäuschen am Vormittag plant und fit ist, passt auch eine größere Aufgabe.
  • Den ersten Arbeitsschritt vorbereiten – Unterlagen heraussuchen, eine Telefonnummer zurechtlegen, Stichpunkte aufschreiben.

Das Ziel ist, nach der Pause den Arbeitsfaden sofort wieder aufzunehmen. Und das ist  einfacher, wenn man weiß, was man tun kann, als wenn auf dem Schreibtisch noch die Planlosigkeit regiert.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Selbstmanagement