Wie es wirklich zugeht im Homeoffice…

… berichtet Zeitonline, die ihre Leser um Einblicke in ihrer häusliche Arbeitswelt gebeten hatte und die teils sehr lustigen Antworten hier zusammenfasst.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Ernie und Bert

Oft, wenn ich anfangen will zu arbeiten, muss ich an Ernie und Bert denken. Nicht weil ich lieber Sesamstrasse gucken würde, so schlimm ist meine Arbeit dann doch nicht. Aber die Kreise, die ich manchmal ziehe, davor und darum herum…! In jenem Spot, an den ich immer denke, regnet es, und Ernie und Bert beschließen nach stundenlangem Fernsehen, die Kiste auszuschalten und was Kreatives zu machen. Ich glaube, sie wollen basteln oder eine Geschichte schreiben. Doch immer, wenn es losgehen soll, stoppt Ernie das Geschehen: Erstmal Tisch aufräumen! Erstmal Stifte spitzen! Erstmal Papierkorb leeren! Erstmal schönes Papier suchen! Am Ende, als es endlich losgehen kann, hört der Regen auf und zack, ist Ernie draußen und Bert ergibt sich der üblichen Verzweiflung.

Für Erwachsene könnte man den Spot ins Endlose weiterdrehen. Früher glaubte ich fest daran, dass die Zeit für den Bert in uns spielt und wir mit wachsender Erfahrung immer vernünftiger und zielorientierter arbeiten. Aber die Sesamstrasse ist offenbar eine lange Straße, und es wächst in uns nicht nur der Bert, sondern auch der innere Ernie. Und wie! Tisch aufräumen, Papierkorb leeren – das ist für gestandene Menschen tatsächlich Sesamstrasse, nämlich Kinderkram. Ich erlaube mir, im Plural zu formulieren, weil ich in letzter Zeit so tolle Ernie-Ideen aus meiner Umgebung vernommen habe. Ein paar davon möchte ich mal weitergeben (für alle, die heute was besonders schreckliches erledigen müssen und noch Inspiration für eine Extra-Runde brauchen können):

  • Erstmal in den Terminkalender schauen, alle Verabredungen raussuchen und, um sich den Rücken frei zu schaufeln, diese Verabredungen dann alle absagen. Am besten telefonisch, so viel Zeit muss sein. Um niemanden zu kränken, die Absage ausführlich begründen, den Zeitdruck erklären, und nicht vergessen nachzufragen, wie’s geht, nicht dass die Absage als Desinteresse ausgelegt wird!
  • Erstmal im Büro die Teambasis für das anstehende Projekt optimieren. Das heißt, von Tür zu Tür gehen, um mit jedem, der sich nicht bei 3 unterm Schreibtisch verkrochen hat, irgendwas völlig unwichtiges zu besprechen. Hauptsache, das Gemeinschaftsgefühl stimmt, sowas ist wichtig, man weiß doch, wie sehr unterschwellige Spannungen die Kreativität blockieren können!
  • Erstmal die Passwörter auf Vordermann bringen. Spätestens wenn das Einloggen in die Datenbank scheitert, ist der Tatsache ins Auge zu sehen, dass hier ein wahnsinnig dringender Handlungsbedarf besteht. Passwörter soll man regelmäßig ändern, und sich dabei am besten intelligente Eselsbrücken ausdenken. Schonmal nach „Eselsbrücke“ gegoogelt? Kostet natürlich Zeit, bringt aber auch wahnsinnig viel.

… Upps, jetzt ist mein innerer Bert grade mit dem Kopf auf den Tisch geknallt; also Schluss für heute mit Ernie-Füttern.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 2 Kommentare

Feierabend: alt, aber gut

Arbeiten zu jeder Zeit und von jedem Ort: Das ist nicht nur hip und schön, sondern auch anstrengend und gesundheitsgefährdend. Wer ständig online ist, weiß, wovon ich rede. Nie richtig abschalten, keine echten Pausen. In spannenden Projekten ist das nicht schlimm, im Gegenteil. Da kann ein Sonntag am Schreibtisch richtig gut tun, und es ist mehr Freude als Stress, die Mails abzurufen. Als Dauerzustand allerdings ist es zermürbend.

Ich komme drauf, weil ich immer wieder froh bin, meine eigene Chefin zu sein und die Entscheidungen über meine Erreichbarkeit selber treffen zu können, aber diese Woche las, dass man sich zumindest in großen Unternehmen neuerdings auch um entsprechende Regelungen bemüht. Demnach verbieten manche Unternehmen Mails außerhalb der Dienstzeit, andere schalten sogar die Mailserver ab. Das klingt doch ganz gut, oder? Willkommen jedenfalls in der neuen Arbeitswelt, guter alter Feierabend!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar

Geräusche

Wie wohltuend ist es doch, ein lautes „aaaah“ von sich zu geben, wenn man stundenlang am Schreibtisch hockt und sich endlich mal ausstreckt. Und wie irritierend, wenn dann jemand fragt: „Bitte, was hast du gesagt?“ Alleinarbeiten kann schrullig machen, oder? Ob Schmerzensschrei, wohliges Seufzen oder enthemmtes Kichern: Unbeobachtet ist auch ungehört. Richtig peinlich wird es, wenn nicht man selbst sich beim Selbstgespräch ertappt, sondern jemand anders.

Allerdings schützt auch langjährige Teamarbeit keineswegs vor nervigen Geräuschabsonderungen. Voller Grauen erinnere ich mich an einen Bürogenossen, der sich beim Texten unablässig räusperte, alle paar Sekunden, stundenlang, bis das Werk endlich fertig geschaffen war. Abends dürfte er mit Halsschmerzen nach Hause gegangen sein. Noch schlimmer: Nase hochziehen. Am allerschlimmsten: Zähneknirschen. Da sehnt man sich doch nach den Kollegen, die enthemmt telefonieren, das stört zwar auch die Konzentration, verursacht aber wenigstens keine Kopfschmerzen!

– Das nur mal zwischendurch für alle, denen gelegentlich die Vorteile des Alleinarbeitens entfallen.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar

Selten so geliebt wie jetzt: Homeoffice

Was haben sich unsere Ahnen nur dabei gedacht, hier zu siedeln? frage ich mich seit Tagen, wenn ich einen Blick nach draußen wage, und anschließend denke ich mit wärmster Zuneigung an jenes unbekannte Genie, welches das Homeoffice erfunden hat.

Ich weiß zwar, man soll sich nicht einigeln, sonst droht der Winterblues. Diesen Rat habe ich selbst schon verbreitet. Aber die Wahrheit ist: Zurzeit wär ich froh, wenn ich wenigstens das Blues-Stadium erreichen würde. Dann wäre ich auf jeden Fall fröhlicher und dynamischer als jetzt, wo ich zu oft aus dem Fenster geschaut habe in ein Szenario, das eine kluge Freundin von mir „Selbstmordwetter“ nennt.

Gestern musste ich, allen Befindlichkeiten zum Trotz, vor die Tür. Mir schwante schon nichts Gutes, als ich die Moderatorin im Radio etwas von „weiße Pracht“ faseln hörte. „Weiße Pracht“ steht in meiner Metropole für „grauer Schlamm“, dieser Tage „nasser grauer Schlamm“. In solchem ruinierte ich meine Stiefel und versuchte mir die Sache  dahingehend schönzudenken, dass man doch immerhin auf Mitmenschen trifft, wenn man draußen ist!

Aber ehrlich: Die Mitmenschen waren keine Lichtblicke. Sowas von gar nicht. Mir schlurften elende Gestalten entgegen, denen Wind und Schneeregen in Gesichter blies, die noch grauer waren als das Grau, das sie umgab. Ihre Mundwinkel hingen so weit herab, dass sie aufpassen mussten, nicht draufzutreten. Ihre Nasen tropften. Oder waren es Tränen? Menschen, denen ich näher kam, röchelten und schnieften und erinnerten mich an die Nachrichten von gestern abend, denen zufolge die Influenza-Grippe dieses Jahr besonders heftig wütet.

Selten liebe ich mein Homeoffice mehr als in solchen Zeiten. Ab jetzt geh ich nur noch raus, um Schokolade zu kaufen.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar

Ist Homeoffice peinlich?

Bei Unternehmenskick fragt Gitte Härter in einem Selbstcheck-Katalog unter anderem: “Schämen Sie sich für Ihr Home-Office?”

Diese Frage habe ich im ersten Moment überhaupt nicht verstanden. Was könnte peinlich sein an einem Homeoffice? Im Gegenteil reagieren doch viele Menschen mit einer gewissen Bewunderung, denn sie wissen, dass es eine Herausforderung für Disziplin und Selbstorganisation sein kann, zuhause zu arbeiten. Vielleicht ist auch die Frage, wie man es mitteilt, dass man zuhause arbeitet. Wer drucksend damit herausrückt, erweckt eher Mitleid, klar. Aber wieso sollte man drucksen?

Inzwischen ist es doch sogar ein Zeichen einer gelingenden Karriere zu wählen, wo man arbeitet. Menschen, denen der Arbeitgeber oder Auftraggeber nicht diktiert, wann sie im Büro sein sollen, haben etwas geschafft. Die Freiheit, die man ihnen lässt, zeigt, wie ihre Arbeit geschätzt wird.

Ich kenne überdies keinen Fall, wo ein Homeoffice eine Notlösung wäre, oder, anders formuliert: Wer davon genug hat, findet über kurz oder lang immer eine praktikable Bürolösung, auch wenn die Kosten schlank bleiben sollen.

Dass die Frage nach dem Schämen aber doch eine Berechtigung hat, wurde mir klar, als ich an Besucher dachte. Geschäftspartner oder Kunden zu empfangen ist zuhause natürlich etwas anderes als in einem Bürohaus. Da kann, wenn das Homeoffice sehr persönlich und privat ist, natürlich ein gewisser Vorbehalt entstehen.

Andererseits habe ich auch schon sehr lausige Büros und Geschäftshäuser gesehen, solche, die man betritt und wo man denkt: Die armen Menschen, die jeden Tag in diesem Gebäude arbeiten müssen – welch Glück, zuhause bleiben zu dürfen.

 

 

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag

Die coolste Zeit zum Eindruck schinden ist…

…der frühe Morgen.

Arbeitsexzesse vortäuschen, indem man Mails zu nachtschlafender Zeit abschickt: Das ist ein ziemlich alter Trick, zugegeben. Aber er funktioniert immer wieder – zumindest, wenn die Mail frühmorgens rausgeht. „Um viertel nach sieben sind Sie schon am Schreibtisch, wow!“, hörte ich schon häufiger.

Was ich noch nie hörte, ist: „Um 0.30 Uhr sind Sie noch am Schreibtisch, wow!“.

Daraus lässt sich zweierlei schließen:

Entweder, um 0.30 Uhr noch am Schreibtisch sitzen, ist nichts Besonderes, das tun wir alle ständig.

Oder es ist total peinlich, um 0.30 Uhr noch am Schreibtisch zu sitzen, und man outet sich damit als langsam arbeitend und desorganisiert.

Den Nachteulen gegenüber ist das alles ein bißchen ungerecht, doch wie auch immer: Vorsichtshalber wende ich den Arbeitsexzessevortäuschentrick lieber morgens an.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement | 4 Kommentare

Unvertretbar

Zu später Stunde, nach Einnahme enthemmender Flüssigkeiten in ausreichender Menge, offenbart die befreundete Berufskollegin, warum sie sich niemals krank meldet: Dann müsste sie ja jemand vertreten. Und diese Vertretung sähe dann, wie die Kollegin arbeitet. Ihre Überlebenschancen, sagt die Kollegin, sind größer, wenn sie sich krank ins Büro schleppt, als wenn irgendjemand sieht, wie sie arbeitet.

Diese befreundete Kollegin arbeitet nämlich angestellt, aber sehr selbstständig, und die Freiheit, ihre Arbeit nach ihrem Gutdünken organisieren zu können, genießt sie in vollen Zügen. Also, normalerweise, wenn sie nicht krank ist und fürchten muss, dass jemand versucht, durch ihr System, äh, Chaos durchzusteigen. Denn sie hat nicht alles vorbildlich dokumentiert. Ihre Ordner und ihre Ablage ähneln einem Korallenriff: Im Laufe des Lebens und der Gezeiten gewachsen, bunt, vielfältig, und irgendwie schön – aber wer etwas Bestimmtes sucht, muss tief und lange tauchen. Ihr Suchsystem funktioniert nach der Erinnerung: Neulich gemailt, da muss die Adresse irgendwo im Postfach zu finden sein… Kurz, wer hier Vertretung macht, muss erstmal einen Monat aufräumen. (Das übrigens tut die Kollegin einmal im Jahr selbst, nämlich, wenn sie ihre urlaubsbedingte Abwesenheit vorbereitet. Hinterher ist sie einen weiteren Monat mit Suchen beschäftigt, weil sie sich nicht erinnert, nach welchem System sie aufgeräumt hatte.)

So weit, so typisch – genau die gleiche Geschichte hatte ich kurz vorher von einem Freund gehört, der als Projektleiter arbeitet und niemals krank werden kann, weil er sich für so unordentlich hält.

Was schlussfolgern wir: Viele der vermeintlichen Helden, die sich mit Fieber an den Schreibtisch schleppen, sind in Wahrheit verschämte kleine Wurschtler mit genau den gleichen menschlichen Schwächen und Sorgen wie wir. Tröstlich. Aber auch tragisch, dass keiner das vom anderen weiß und sich deshalb jeder für einzigartig hält in seiner Fehlbarkeit.

Vielleicht sollten wir Vertretungsclubs gründen: Einen Tag im Jahr vertreten wir uns gegenseitig, damit wir alle merken, dass die anderen auch mit Provisorien arbeiten und wir keineswegs die einzigen sind, die hier etwas mogeln und da mal schummeln… Aber dann würden wir wahrscheinlich alle vorher wochenlang aufräumen, um uns nicht vor der Vertretung zu blamieren, und gegenseitig wären wir dann dermaßen von der vorgefundenen Ordnung am Arbeitsplatz des Kollegen beeindruckt, dass wir uns anschließend noch viel schämen würden…

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Kollegen,Selbstmanagement

Aufschieberitis andersrum

Normalerweise geht Aufschieben so: Ich hätte was zu arbeiten und pflege statt dessen private Kontakte, shoppe, jage Staubmoleküle oder konsumiere Medien minderer Qualität. Die Arbeit bleibt liegen, bis es richtig eng wird, und dann bricht der große Stress aus, mit den üblichen unerfreulichen Begleiterscheinungen von Selbsthass über Schlafmangel bis zur Fressattacke.

Aber hey: Aufschieben klappt auch andersrum! Man nehme ein möglichst anstrengendes privates, kein Geld einbringendes Projekt, das viel Arbeit macht und die eigenen Schwächen zutage fördert. Was für ein Projekt sich eignet, ist eine Persönlichkeitsfrage. Aktuell hätte ich den Vorschlag, einen neuen Kleiderschrank zu kaufen, dessen Aufbau mit einer größeren Auf- und Umräumaktion (inclusive Anprobieren deprimierend entwachsener Kleidung) verbunden ist. Oder den Keller ausmisten und aufräumen. Für mich würden sich zudem sämtliche Renovierungsarbeiten eignen. Für andere Menschen bieten sich Projekte wie „ab morgen treibe ich regelmäßig Sport“ an, oder der Vorsatz, zu Aufheiterungszwecken die Kommunikation mit übellaunigen Verwandten zu intensivieren.

Was auch immer es ist: Plötzlich macht die Arbeit am Schreibtisch irre viel Spaß! Auch Sonntags! Akquisemails schreiben – wie konnte das zur Last werden? Buchhaltung – welch Vergnügen, die Ausgabenbelege zu sortieren! Und die Updates an der Website sind gar nicht so mühsam wie gedacht. Im Gegenteil, sie gehen sogar schnell. Schneller als gedacht. Zu schnell eigentlich… denn im Flur harrt unverdrossen der Schrank der Dinge, die nicht passieren. Oder die Laufschuhe. Oder der Vorsatz, den griesgrämigen Onkel anzurufen. Aber tja, die Post von letzter Woche ist noch nicht bearbeitet, und der E-Mail-Ordner kann auch noch aufgeräumt werden…

Lange nicht mehr so viel geschafft!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Selbstmanagement

Winterblues, nein danke. Folge 3:
Farbe ins Spiel bringen

Den Tipp, jetzt öfter mal rauszugehen, erspare ich Euch, das kann ich zumindest im Osten der Republik angesichts zweistelliger Minusgrade und kräftigem Wind grade nicht verantworten.

Schauen wir uns also drinnen um – heute mit der Frage: Welche Farben brauchen wir jetzt? An vielen Arbeitsplätzen dominieren blau, braun oder grau. Diesen Farben werden ausgleichende und beruhigende Wirkungen zugeschrieben, was sicher nicht verkehrt ist, um einen langen Arbeitstag gut zu überstehen. Doch wenn in der winterlichen Lichtarmut die Beruhigung überhand nimmt und sich zum Durchhänger auswächst, können ein paar Farbakzente beleben.

  • Wir bringen Farbe ins Spiel. Gelb und Orange wirken belebend und aufheiternd. Also, entweder gelbe Blumen auf den Schreibtisch. Oder ein farbenfrohes Bild aufgehängt. Wer eh meistens auf den Bildschirm starrt, könnte vielleicht den Desktop-Hintergrund entsprechend ändern. Oder Ihr gönnt Euch neue Kaffeetassen, Stiftebecher, Schreibtischunterlagen.

Winterblues, nein danke. Folge 1: Schneller sein als der Heißhunger

Winterblues, nein danke. Folge 2: Schlafen

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Nützliches,Selbstmanagement