Wie es wirklich zugeht im Homeoffice…
… berichtet Zeitonline, die ihre Leser um Einblicke in ihrer häusliche Arbeitswelt gebeten hatte und die teils sehr lustigen Antworten hier zusammenfasst.
… berichtet Zeitonline, die ihre Leser um Einblicke in ihrer häusliche Arbeitswelt gebeten hatte und die teils sehr lustigen Antworten hier zusammenfasst.
Was haben sich unsere Ahnen nur dabei gedacht, hier zu siedeln? frage ich mich seit Tagen, wenn ich einen Blick nach draußen wage, und anschließend denke ich mit wärmster Zuneigung an jenes unbekannte Genie, welches das Homeoffice erfunden hat.
Ich weiß zwar, man soll sich nicht einigeln, sonst droht der Winterblues. Diesen Rat habe ich selbst schon verbreitet. Aber die Wahrheit ist: Zurzeit wär ich froh, wenn ich wenigstens das Blues-Stadium erreichen würde. Dann wäre ich auf jeden Fall fröhlicher und dynamischer als jetzt, wo ich zu oft aus dem Fenster geschaut habe in ein Szenario, das eine kluge Freundin von mir „Selbstmordwetter“ nennt.
Gestern musste ich, allen Befindlichkeiten zum Trotz, vor die Tür. Mir schwante schon nichts Gutes, als ich die Moderatorin im Radio etwas von „weiße Pracht“ faseln hörte. „Weiße Pracht“ steht in meiner Metropole für „grauer Schlamm“, dieser Tage „nasser grauer Schlamm“. In solchem ruinierte ich meine Stiefel und versuchte mir die Sache dahingehend schönzudenken, dass man doch immerhin auf Mitmenschen trifft, wenn man draußen ist!
Aber ehrlich: Die Mitmenschen waren keine Lichtblicke. Sowas von gar nicht. Mir schlurften elende Gestalten entgegen, denen Wind und Schneeregen in Gesichter blies, die noch grauer waren als das Grau, das sie umgab. Ihre Mundwinkel hingen so weit herab, dass sie aufpassen mussten, nicht draufzutreten. Ihre Nasen tropften. Oder waren es Tränen? Menschen, denen ich näher kam, röchelten und schnieften und erinnerten mich an die Nachrichten von gestern abend, denen zufolge die Influenza-Grippe dieses Jahr besonders heftig wütet.
Selten liebe ich mein Homeoffice mehr als in solchen Zeiten. Ab jetzt geh ich nur noch raus, um Schokolade zu kaufen.
Die vermutlich am weitesten verbreitete Phantasie über Homeworker dürfte sein, dass sie im Schlafanzug vor sich hingammeln. Jedenfalls taucht das Utensil Schlafanzug bemerkenswert häufig auf, wenn es um die Arbeit in den eigenen vier Wänden geht.
“Ein Arbeitstag im Schlafanzug” betitelt zum Beispiel die Hannoversche Allgemeine Zeitung einen Artikel der geschätzten Kollegin Katrin Schreiter, an dem ich mitwirken durfte und der die Selbstorganisation im Homeoffice thematisiert. Zwar taucht in dem Text kein einziger im Schlafanzug arbeitender Homeworker auf, aber der Titel ist trotzdem ein Hingucker. Es reizt irgendwie zum Kichern, die Vorstellung, dass jemand online oder telefonisch den Profi raushängt und dabei so überaus privat gekleidet ist.
Wer allerdings selbst zuhause arbeitet, dem bleibt das Lachen zuweilen im Halse stecken. Ok, mit Selbstironie und Humor kommt man besser durchs Leben. Andererseits ist ein Schlafanzugimage nicht gerade das, was man sich aussuchen würde, oder?
Und außerdem frage ich mich, ob es eigentlich eine nennenswerte Zahl von Homeworkern gibt, die wirklich im Schlafanzug arbeiten. Man müsste mal die Dächer über den häuslichen Arbeitsräumen abheben können…
Bei Unternehmenskick fragt Gitte Härter in einem Selbstcheck-Katalog unter anderem: “Schämen Sie sich für Ihr Home-Office?”
Diese Frage habe ich im ersten Moment überhaupt nicht verstanden. Was könnte peinlich sein an einem Homeoffice? Im Gegenteil reagieren doch viele Menschen mit einer gewissen Bewunderung, denn sie wissen, dass es eine Herausforderung für Disziplin und Selbstorganisation sein kann, zuhause zu arbeiten. Vielleicht ist auch die Frage, wie man es mitteilt, dass man zuhause arbeitet. Wer drucksend damit herausrückt, erweckt eher Mitleid, klar. Aber wieso sollte man drucksen?
Inzwischen ist es doch sogar ein Zeichen einer gelingenden Karriere zu wählen, wo man arbeitet. Menschen, denen der Arbeitgeber oder Auftraggeber nicht diktiert, wann sie im Büro sein sollen, haben etwas geschafft. Die Freiheit, die man ihnen lässt, zeigt, wie ihre Arbeit geschätzt wird.
Ich kenne überdies keinen Fall, wo ein Homeoffice eine Notlösung wäre, oder, anders formuliert: Wer davon genug hat, findet über kurz oder lang immer eine praktikable Bürolösung, auch wenn die Kosten schlank bleiben sollen.
Dass die Frage nach dem Schämen aber doch eine Berechtigung hat, wurde mir klar, als ich an Besucher dachte. Geschäftspartner oder Kunden zu empfangen ist zuhause natürlich etwas anderes als in einem Bürohaus. Da kann, wenn das Homeoffice sehr persönlich und privat ist, natürlich ein gewisser Vorbehalt entstehen.
Andererseits habe ich auch schon sehr lausige Büros und Geschäftshäuser gesehen, solche, die man betritt und wo man denkt: Die armen Menschen, die jeden Tag in diesem Gebäude arbeiten müssen – welch Glück, zuhause bleiben zu dürfen.
… auf heute.de ist heute die Ich-Kollegin zu Wort gekommen.
Wir sind mal wieder gezählt worden, und zwar mehrfach:
Der Bundesverband der Freien Berufe meldet, dass die Zahl der Selbstständigen in den Freien Berufen gestiegen ist. Anfang 2012 betrug sie rund 1.192.000 Millionen, im Vorjahr 1.143.000. Wie viele von ihnen allein arbeiten, bleibt unklar. Einige sind auf jeden Fall Arbeitgeber. Insgesamt gibt es in den Freien Berufen nämlich 2.784.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 125.000 Auszubildende.
Das Handelsblatt berichtet von einer Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos, das für den Softwareanbieter Citrix Systems im Mittelstand nach flexiblen Arbeitsmodellen gefragt hat. Ergebnis: Ein Drittel der kleinen und mittelständischen Unternehmen bietet solche Modelle an, und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, sei auch dabei. Sie werde aber häufiger von Menschen über 34 Jahre genutzt als von jüngeren. Vor allem 45 bis 60jährige leisten der Studie zufolge einen überdurchschnittlichen großen Teil ihrer Arbeit in den eigenen vier Wänden.
Ob wiederkehrender Trödelanfälle von schlechtem Gewissen geplagt, liest die Homeworkerin staunend in der E-Mail einer Bekannten: “Ich muss eigentlich noch viel arbeiten heute, aber jetzt habe ich erstmal ein Meeting”.
Äh, und was ist ein Meeting? Eine große Pause? Das würde zumindest erklären, warum von 5 Arbeitstagen in Unternehmen eigentlich nur 3 Tage wirklich als produktiv bezeichnet werden können, wie die “Karrierebibel” heute aus einer microsoft-Studie zitiert. Der Rest der Zeit werde verdaddelt oder verquatscht.
Merke: Solange Daddeln und Quatschen in einem Bürogebäude stattfindet, sieht es nach Arbeit aus und wird auch als solche bezeichnet. Pech für Homeworker…
Die Arbeitswelt gilt ja als kinderfeindlich, trotzdem tauchen die lieben Kleinen gerne und häufig im Büro auf. Jedenfalls, wenn es sich um ein Homeoffice handelt. Sollte das wirklich daran liegen, dass sie so scharf auf die Gesellschaft ihrer Eltern sind? Oder liegt es daran, dass ein Büro doch spannender ist für Kinder als allgemein behauptet?
Schon bei Babies ist zu beobachten, dass sie die für sie extra vorgesehenen Rasseln, Pupsenten und Gummibälle als langweilig klassifizieren, sobald sie festgestellt haben, dass diese sich nicht verspeisen lassen. Etwa 30 Sekunden braucht dafür das Durchschnittsbaby und wendet sich dann wieder dem spannenden schwarzen Stromkabel zu, an dem sich so gut knabbern lässt. Später haben die Kids kindgerechte Kinderzimmer, in denen Platz zum Toben, Verstecken und Spielen ist. Aber da ist es nicht so schön aufgeräumt wie im Büro, weshalb man beispielsweise zum Gogos zocken (da muss man Plastikfiguren aufstellen und abwerfen) die Nähe ordnungsliebender Eltern sucht. Oder aber es ist im Büro unordentlicher als im Kinderzimmer – dann kann man viel entdecken, oder Höhlen bauen aus Ablage- und Zeitschriftenstapeln. Außerdem ist zu vermuten, dass der Mensch doch vom Wolf abstammt und sein Revier markieren muss – zivilisierterweise per gleichmäßiger Verteilung von Utensilien in einem selbst definierten Raum, was bei Kindern heißt: Spielsachen werden triebhaft an jedem denkbaren Ort verstreut, auch im Büro. Einziger und schwacher Trost: Es geht vorbei. Es geht vorbei. Es geht vorbei… (Und dann sind wir traurig, weil sich die ehemals lieben Kleinen nun in ihren Kinder… äh, Jugendzimmern verbarrikadieren. Es ist Eltern einfach nie recht zu machen.)
Auf unternehmenskick berichtet heute Gitte Härter, dass und wie sie im Homeoffice zugenommen hat. Zum Glück erzählt sie auch, dass und wie sie einen großen Teil der Kilos bereits wieder losgeworden ist – ebenfalls im Homeoffice!
Erstaunlich für mich: Sie hat trotz Sport zugenommen – für mich ist das Homeoffice ja eher ein Fettkiller, weil ich durch mehr zeitliche Flexibilität öfter zum Sport komme als früher. Ich lerne: Sport ist halt doch nicht alles.
Lehrreich finde ich auch den Hinweis, dass die gemütlich-bequeme Kleidung, die man sich zuhause gönnt (sieht ja keiner), die Gewichtszunahme fördert – weil man im Schlabberlook nicht so schnell merkt, wie man wächst…
Sieben Monate Homeoffice – die Autorin des Blogs offensichtlich hat eine lesenswerte Bilanz gezogen, am Tag bevor sie neue Zelte im Betahaus Köln aufschlägt. Unbeantwortet bleibt lediglich die Frage: Was ist Schreibtischheadbanging?