Feierabend: alt, aber gut

Arbeiten zu jeder Zeit und von jedem Ort: Das ist nicht nur hip und schön, sondern auch anstrengend und gesundheitsgefährdend. Wer ständig online ist, weiß, wovon ich rede. Nie richtig abschalten, keine echten Pausen. In spannenden Projekten ist das nicht schlimm, im Gegenteil. Da kann ein Sonntag am Schreibtisch richtig gut tun, und es ist mehr Freude als Stress, die Mails abzurufen. Als Dauerzustand allerdings ist es zermürbend.

Ich komme drauf, weil ich immer wieder froh bin, meine eigene Chefin zu sein und die Entscheidungen über meine Erreichbarkeit selber treffen zu können, aber diese Woche las, dass man sich zumindest in großen Unternehmen neuerdings auch um entsprechende Regelungen bemüht. Demnach verbieten manche Unternehmen Mails außerhalb der Dienstzeit, andere schalten sogar die Mailserver ab. Das klingt doch ganz gut, oder? Willkommen jedenfalls in der neuen Arbeitswelt, guter alter Feierabend!

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag | 1 Kommentar

Krank arbeiten kostet

Immer wieder schön, wenn nachgerechnet und bestätigt wird, was man eigentlich weiß, aber nicht glauben will. Heute: Wer krank arbeitet, erzeugt Kosten. Durch Fehler, Unfälle, verminderte Leistung. Diese Kosten seien mit durchschnittlichen 2.399 Euro pro Kopf und Jahr doppelt so hoch wie die Kosten, die die reinen Fehltage erzeugen. Das meldet die Unternehmensberatung Booz & Company, die sich die Mühe des Nachrechnens gemacht hat, motiviert durch einen entsprechenden Auftrag der Felix-Burda-Stiftung.

Also, wir ahnten schon, dass es irgendwie nicht richtig ist, Leute als Weicheier hinzustellen, die wegen weniger als 40 Grad Fieber zuhause bleiben. Und dass es nur auf den ersten Blick heldenhaft wirkt, mit Magendarmgrippe noch eine Präsentation abzuhalten, auch wenn alle Kollegen das in den Tagen danach nachahmen, weil man sie mit der Magendarmgrippe angesteckt hat. Schön, dass wir jetzt Gewissheit haben: Die heimlichen Zweifel am modernen Heldentum sind berechtigt!

Auch für Alleinarbeitende ist das eine gute Nachricht. Ok, jemanden anzustecken, ist für sie nicht die größte Gefahr, und das Unfallrisiko beschränkt sich eher auf abgebrochene Fingernägel, verschütteten Hustentee oder blaue Flecken von Kollisionen mit den Büromöbeln, wenn man fiebrig zwischen ihnen herumtaumelt und sich zu erinnern versucht, was man eigentlich sucht.

Aber die Fehler: Die verursachen auch Alleinarbeitenden Kosten, denn sie fressen Zeit. Allein das verlangsamte Denken. Oder Rechnungen, die man zweimal ausstellen muss, weil die erste falsche Summen enthielt, wie man Monate später feststellt. Besonders zeitaufwändig dann, weil so peinlich: die Kommunikation mit dem Kunden. Sie ist der Hauptfaktor übrigens auch bei den unangenehmen Nachfragen, wenn man sich die Einzelheiten des Auftrags nicht richtig aufgeschrieben hat, weil die Erkältung auf die Ohren geschlagen war und man nur die Hälfte verstand. Und auf die ob des verschnupften Keuchens besorgte Rückfrage des Kunden hervorstieß: “Nein, nein, nichts Schlimmes, eine kleine Lungenentzündung mit etwas Fieber, nicht der Rede wert, das kommt ja mal vor, morgen ist alles fertig!” Möglicherweise kosten die unter solchen Umständen entstehenden drittklassigen Arbeitsergebnisse auch den einen oder anderen Job?

Jetzt brauchen wir nur noch eine Studie, die ausrechnet, wie viel besser man da steht, wenn man zugibt, dass man wegen einer Erkrankung den Auftrag nicht erledigt hat.

 

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Denken,Selbstmanagement | 1 Kommentar

Nettworking

Nette Tage, das sind solche, an denen man etwas mehr Muße und etwas weniger Arbeit hat.

Leider lösen solche Tage leicht Gewissensbisse aus. Gerade wenn man sein Tempo selbst bestimmt, steht ja die Sorge im Raum, zu undiszipliniert zu sein, die Arbeitshaltung zu verlieren.

Dabei tun gerade die netten Tage gut. Sie entspannen, setzen neue Energie frei. Die Muße lässt mal eine andere Gedanketiefe zu und fördert vielleicht neue Ideen zutage. Außerdem ist der Mensch keine Maschine – jeden Tag ackern bis zum Anschlag, das geht auf Dauer nicht gut.

Und wie macht man sich nun einen netten Arbeitstag? Wie geht das: Nettworken?

Für mich bedeutet das in erster Linie, ohne Zeitdruck zu arbeiten.

… langsam sein dürfen;

… Zeit für Anrufe haben, auch wenn es um Privates geht;

… E-Mails beantworten, die gar nicht dringend sind;

… Forenbeiträge posten, die auch nicht dringend sind;

… alte Unterlagen wegsortieren und dabei das eine oder andere Projektfazit notieren;

… spontan den Ideen nachgehen, die die Muße ans Licht bringt;

… zwischendurch aufstehen und die Blumen gießen;

… ein neues Bild am Schreibtisch aufhängen;

… eine Extra-Qualitätsschleife beim aktuellen Projekt einlegen;

… Blog- und sonstige Beiträge von Freund und Feind lesen;

… In Ruhe einen Blogbeitrag schreiben und dabei in Ruhe überlegen, was ich in Ruhe alles tun könnte…

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Selbstmanagement

Zeitfresser Zeit

Der größte Feind meines Zeitmanagements ist die Zeit, denn sie hat die ungeheuerliche Fähigkeit, sich selbst zu vernichten. Je mehr Zeit ich habe, desto mehr von ihr geht verloren. Das ist sehr schlecht, denn viel Zeit zu haben, davon träume, so weit ich es einschätzen kann, nicht nur ich.

Wenn aber wirklich mal viel Zeit für ein Projekt ist, wenn die Deadline weit hinten liegt, dann passiert immer das gleiche: Die Zeit verschwindet einfach. Anfangs, noch arg- und ahnungslos, denke ich: Toll, endlich mal was richtig Perfektes produzieren, wirklich jede Silbe hinterfragen. Ich nehme mir vor, systematisch und gründlich zu arbeiten und freue mich sehr, dass ich so viel Zeit habe. Weil ich mich so sehr freue, kann ich gar nicht gleich anfangen, sondern gehe erstmal feiern/shoppen/baden/urlauben. Dann nutze ich die gute Laune für ein paar aufgeräumte Telefonate, E-Mails, Briefe, Verabredungen. Der Schwung reicht auch, um ein bißchen zu bloggen oder die Website zu aktualisieren. Außerdem räume ich das Büro auf – endlich ist mal Zeit für sowas.

Irgendwann bin ich mit dem Freuen fertig und mache mich an die Arbeit. Doch dann das: Die Deadline hat einen Riesensprung nach vorn gemacht! Die ganze schöne Zeit ist futsch! Nix perfekt, nix gründlich, nix silbentreu, nein: Nun heißt es, pragmatisch statt gründlich zu arbeiten und auf Erfahrung statt System zu setzen.

Nennen wir es Resignation, nennen wir es Einsicht: Ich setze jetzt von mir aus und freiwillig jede Deadline so früh wie möglich an. Es reicht, wenn ich in einer Woche liefere? Nichts da, drei Tage sind genug. Je eher ich fertig sein muss, desto weniger Zeit vertrödle ich. Jeder Auftraggeber, der es eilig hat, ist mir hoch willkommen! Insgeheim hege ich übrigens den Verdacht, dass ich sogar mehr arbeite, wenn ich weniger Zeit habe. Dass also die Zeit wächst, wenn sie schrumpft. Ob das stimmt, muss ich unbedingt prüfen. Wenn ich mal Zeit habe.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Alltag,Arbeiten,Selbstmanagement | 2 Kommentare

Multitasking

Falls Ihr beim Wäschefalten gerade dem Kind zur Erheitung Grimassen schneidet, der Figur zuliebe den Bauch anspannt,  über das Konzept nachdenkt, das bis morgen fertig sein muss, dem Geschäftspartner am Telefon die letzte Abrechnung erklärt, zwischendurch die Angriffe der Katze abwehrt und dabei darauf achtet, dass Euer Fußnagellack unbeschadet trocknet, erledigt Ihr gerade sieben Dinge gleichzeitig.

Damit seid Ihr Wunder der Natur, wenn stimmt, was auf Spiegelonline steht, nämlich, dass wir nur zwei Dinge gleichzeitig tun können. Französische Wissenschaftler haben das an Probanden getestet, die verschiedene Aufgaben gleichzeitig lösen mussten. Dabei lagen die Versuchspersonen in einem Magnetresonanztomographen! Ich persönlich staune ja, dass sie da überhaupt Aufgaben lösen konnten. Und ist es wirklich beflügelnd, zur Belohnung für richtig gelöste Aufgaben mal mit einem Euro oder mal gar nur mit 4 Cent abgespeist zu werden?

Vielleicht sollten wir diese Erkenntnis besser in der Rubrik „Wunderwerke der Versuchsanordnung“ ablegen. Es gibt ja noch mehr Forscher auf dieser Welt! Zum Beispiel in Dortmund, an der Technischen Universität. Von dort kam im vergangenen Jahr die Meldung, dass Lagerarbeiter im Versandhandel bis zu acht Aufträge gleichzeitig erledigen können, bevor kritisch viele Fehler passieren. Eine tröstliche Erkenntnis für Alleinarbeiter, die vieles selber machen, und das gerne, wenn es eigentlich schon zu spät ist.

Die Welt der Wissenschaft ist wunderbar… Vielleicht sollte man mal uns Alleinarbeiter erforschen?

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken | 2 Kommentare

Allein unter Kunden

Wenn jemand den ganzen Tag unter Menschen ist, kommt man kaum darauf, ans Alleinarbeiten zu denken. Doch im Einzelhandel ist genau das ein Trend, der um sich greift: Möglichst nur einen Verkäufer in den Laden zu stellen, der die Ware rein- und ausräumt, die Kasse macht, Kunden berät und Ladendiebe erwischt.

Längst betrifft das nicht mehr nur in die Schlagzeilen geratene Drogeriemärkte. Auch in Buchläden, Modefilialen oder Schreibwarengeschäften sieht man Verkäufer immer häufiger allein arbeiten. Nicht so schlimm? Von wegen: Wann bitte soll man auf Toilette gehen, wenn man stundenlang allein im Laden steht? Einfach mal kurz abschließen funktioniert bei moderneren Ladenkonzepten leider schlecht, dem stehen  komplizierte Türsysteme oder Warentische auf der Straße im Weg.

Wer heutzutage noch politisch korrekt einkaufen möchte, hat es schwer. Dass manche Imbissbetreiber oder Kioskpächter darüber nur müde lächeln können, macht die Sache nicht besser.

Autorin: Gudrun Sonnenberg | Themen: Denken